Täglich grüßt das Vorschlagstier.
Mindestens dreimal wöchentlich.
Seit Jaahaaren.
“Geht es Dir immernoch nicht besser??”
“Nein, das ist leider chronisch.”
“Aber da muß man doch was machen können…?!”
“Theoretisch ja, praktisch habe ich den Markt durch. Es gibt Methoden, die lindern, aber Heilung brauche ich wohl nicht mehr zu erwarten.”
[PUNKT.]
“Hast Du es mal mit XY probiert?”
[Uaaah….]
“Ja, aber das hat nicht geholfen.”
“Dann war es vielleicht die falsche Dosierung.”
[Das niederzuschreiben verbietet mir meine Erziehung…]
“Ich habe durchaus verschiedene getestet.”
“Also meiner Tante hat das gut geholfen.”
[Ich WILL jetzt nicht weiter darüber reden! Ich WILL nicht! Ich WILL nicht!!!]
“Hmm..”
“Versuch es doch einfach nochmal.”
[Würde ich mit verminderter Schuldfähigkeit durchkommen?]
Dieses Gespräch führe ich seit 16 Jahren in zwanzig Varianten.
Die Top 3 für Migräne sind: Magnesium, Autogenes Training und Akupunktur. Gefolgt von sämtlichen Spezialisten, Kliniken, Medikamenten, Methoden, die jemals geholfen haben.
Ich weiß, daß es gut gemeint ist.
Das ist lieb.
Ich sage hiermit Dankeschön für den Gutmeinaspekt. Dennoch flehe ich alle an, mich vor Tips zu verschonen.
Wer leidet, sucht Lösungen.
Ich habe noch niemanden getroffen, der sich gottergeben zehn Jahre in die Ecke setzt, während seine Krankheit ihm Stück für Stück das Leben raubt.
Mit der Zeit blicken Chroniker auf eine wahre Behandlerodysse zurück.
Meine hat mich bereits so viel gekostet wie ein Mittelklassewagen.
Von all den enttäuschten Hoffnungen möchte ich gar nicht reden.
Chroniker sind früher oder später Fachleute für ihre Erkrankung.
Würde ich einem Netzwerkadministrator nahelegen, zu prüfen, ob das Kabel steckt, wenn er ein PC-Problem hat?
Ich vermute, daß dieser Therapievorschlagsimpuls auch viel mit eigenen Ängsten zu tun hat.
Es ist schwieriger, den Gedanken an unlösbare Qualen im menschlichen Dasein zu akzeptieren, als sich mit Handlungsvorschlägen in der Illusion zu wiegen, alles Leid wäre linderbar.
Ist es aber nicht.
Das Leben ist brutal.
Menschen, die man mag, leiden.
Menschen, die man liebt, sterben qualvoll.
Oft müssen wir dies machtlos hinnehmen. Und uns dabei mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen.
“Was wäre, wenn mir dies passiert und nichts hilft?”
Unangenehme Vorstellung.
Da wirft man alternativ lieber eine Pseudo-Hoffnung in den Ring. Was also tun?
Persönlich fände ich es erleichternd, gar nicht mehr gefragt zu werden, wie es mir geht.
Ich kenne ohnehin nur noch zwei Gesundheitszustände:
a) Mir geht es gerade mies, aber ich habe mich gesundgeschminkt und will mich ums Verrecken nicht im Bett verkriechen.
Dann wirkt die Frage “Wie geht’s Dir?” wie ein Bulldozer, der auf eine Pergamentwand zurast.
b) Mir ging es tagelang extrem mies, aber gerade ist die Lage ganz ok. Dann bin ich bin auf Knien dankbar für das Stückchen Normalität und möchte nicht an die Situation davor erinnert werden.
Sollte ein Wunder eintreten und ich mehr als einen Tag lang fit wie Turnschuh sein, werde ich das sowieso vor lauter Glück hier im Blog plakatieren. Auf diese Weise sind auch all die bisherigen Reise-Posts entstanden.
Und bis dahin können wir gerne über Euch reden. Ich habe nämlich über eine Methode in der BUNTE gelesen, mit der man garantiert schnell wieder einen neuen Job findet… 😉
Und ich meine, da stand auch was gegen Rücken..