Der nächste Morgen: Entspannt. Ausgeruht. Viel Licht und Luft. Und mein geliebtes Bäumerauschen.
Für Bäumerauschen könnte ich ja sterben. Liegt vermutlich daran, daß es eine Zeit gab, in der ich dachte, nie mehr unter freiem Himmel sein zu können. Ich lag nach meiner Hirntumoroperation wochenlang wie ein Flunder im Krankenhaus. Schläuche rechts. Schläuche links. Hochsommer. Brütende Hitze. Vor dem Fenster eine Großbaustelle. Keine Chance, ein Fenster zu öffnen. Drinnen stinkende 35 Grad. Nonstop. Und die Sehnsucht, noch einmal unter freiem Himmel rauschende Bäume hören zu dürfen.
Das war auch das erste, das ich damals tat, als ich wieder ein wenig gehen konnte: ich schlich heimlich nach dem Abendessen aus dem Notausgang der Rehaklinik, hangelte mich am Haus entlang bis in die Nähe eines Baumes. Jetzt mußte ich das Haus loslassen. Aber ich wollte so gerne zu dem Baum. Also ließ ich los.
Ich fiel. Stand auf. Fiel. Stand auf. Symbolisch für mein weiteres Leben. Das wußte ich damals noch nicht. Was ich aber wußte war, daß ich ankam am Baum. Weil ich es wollte. Ich stand darunter, blickte in das grüne Blättergewusel und war zutiefst glücklich. Blätter rascheln zu hören, heißt für mich: gerade nicht in einem Krankenhaus sein. Frei sein. Frische, erdigsaftige Luft atmen zu dürfen.
Und so schaute ich auch in Stockholm Farsta aus dem Fenster und freute mich. Noch mehr freute ich mich, als meine Vermieterin mir schrieb, daß die Wohnung in den nächsten 4-6 Wochen nicht verkauft wird und ich definitiv weiter hier wohnen kann.
What a life! What a wonderful life!
Zum ersten Mal auf dieser Tour räumte ich alle meine Habseligkeiten in einen Schrank. Die Koffer stellte ich ins tiefste Eck. Angekommen. Frieden. Ausruhen von all dem Streß, den Ängsten, dem Loslassen und Suchen.
Ich lag auf dem Bett, die Fenster weit geöffnet und lächelte so vor mich hin.
Als…
(Und jetzt stell mal bitte den Lautsprecher Deines Computers auf die höchstmögliche Lautstärke. Fertig? Dann los..)