Uuund? Hast Du Victoria gesehen?, fragte eine Freundin letzten Dienstag.
Das gab mir den Rest.
Was hatte ich mich seit Monaten darauf gefreut, sie vielleicht an der Düsseldorfer Staatskanzlei oder vor Schloß Eller zu sehen!
Ich fand das sehr anständig von Ihr, Daniel und die Krücken einzupacken, um nach Düsseldorf zu reisen, jetzt, wo ich es doch nicht mehr nach Stockholm schaffe. 😉
Natürlich lag die Wahrscheinlichkeit, daß mein tägliches Energiefenster auf die zehn Minuten trifft, in denen sie irgendwo zu sehen ist, im nicht meßbaren Bereich.
Aber es geschehen ja immer mal kleine Wunder.
Ohne jeden Tag aufs Neue zu hoffen, könnte ich mich ja gleich begraben.
Leider nicht am 28. Januar.
So lag ich im Bett und nöckelte vor mich hin, daß ich IMMMER, wenn MAL was Schönes passiert, ausfalle.
Dann wachte ich am Mittwoch auf und die Schmerzen waren weg.
Victoria auch.
Nach dem Besuch bei Ericsson würde sie weiter nach Essen fahren.
Zu dumm, daß ausgerechnet heute mein Optimalwetter herrschte: 2 Grad, die optimale Betriebstemperatur für mich.
Und dazu noch Prinzessinnenwetter in den schwedischen Nationalfarben: blauer Himmel und leuchtendgelbe Sonne.
Statt dessen kam die schnöde Erledigung “Rezept abholen” auf den Tagesplan.
Ich saß also in der Bahn und nöckelte innerlich immernoch.
Da fiel mir ein Schwedenfähnchen ins Auge.
Ein kleines Mädchen wedelte damit vor meiner Nase Probe.
“Wir fahren Victoria schauen”, erklärte die Mutter.
“Aber die ist doch schon auf dem Weg nach Essen?”
Nein, war sie nicht!
Zwischen Ericsson und Essen lag noch Elbers, ein Besuch bei unserem Oberbürgermeister.
Es gelang mir mühselig, ein Jubeln zu unterdrücken.
Ich ließ das Rezept Rezept sein und folgte den beiden.
Tatsächlich: vor dem Rathaus stand schon ein Schwedenfähnchenwinktrupp.
Zur Abwechslung war ich mal wieder dankbar über meine Körpergröße. So konnte ich auch als Zuspätkommerin locker über die anderen Zuschauer hinwegsehen.
Das Timing war perfekt: nur wenige Minuten später bog ihre Limousine um die Ecke.
Dann stieg sie aus und strahlte ihr umwerfendes Victoria-Lächeln.
In Sekunden strahlten alle zurück.
Die Damen vor mir gerieten in Ekstase, was die Schrankwand von Bodyguard noch mißmutiger schauen ließ.
Sofern dies überhaupt möglich war.
Spontan rief ich Ihr auf Schwedisch ein Willkommen und Besserungswünsche für ihr Bein zu.
Sie freute sich.. |
… und bedankte sich sehr herzlich. |
Victoria finde ich einzigartig!
Mit bewundernswerter Disziplin erfüllt sie schon seit jungen Jahren ihre Aufgaben.
Ich würde den Job nicht geschenkt haben wollen!
Auf diesen Reisen fährt sie alle 1-2 Stunden zu einem neuen Event. Jeder Gesprächspartner wünscht sich, daß sie ihn und sein Thema behandelt, als hätte sie seit Jahren genau auf diesen Moment hingefiebert.
Alles wird registriert.. |
Sie muß sich stundenlang die skurrilsten oder langweiligsten Themen anhören, mit Engagement und Interesse darüber reden, gleichzeitig aber keine politischen Statements oder sonstige Bewertungen äußern (spätestens da wäre ich nach fünf Minuten raus. 😉 ).
Immer nett sein und adrett sein.
Gleichzeitig strahlt sie eine Wäme und Natürlichkeit aus, die besser wirkt als jeder Heizstrahler.
Apropos Heizstrahler:
Victoria humpelte seelenruhig bei 2 Grad Außentemperatur in ihrem dünnen Kleid die Reihen auf und ab.
Um sie herum nur Menschen in dicken Winterjacken, die Mützen in die Stirn gezogen.
Sie ist eben eine gebürtige Schwedin.
Als ich kurze Zeit später wieder in der warmen Straßenbahn saß, hatte sie noch viele Stunden auf ihren Krücken vor sich. Ein Routine-Tag für sie, ein spezieller für mich: erst die Spiegel Online-Geschichte und als Sahnehäubchen Victoria von Schweden erhascht.
An den Tag werde ich mich noch lange erinnern!