Ich tausch’ mal kurz zwei Zimmer.. (1)

Mitte Dezember 2011
Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Leben die Hölle auf Erden zu schaffen.
Man kann den falschen Job annehmen.
Man kann heiraten.
Oder man überlegt, “mal eben” zwei Zimmer der Wohnung zu renovieren, in der man auch ganztäigig arbeitet.
Im Nachhinein wäre Heiraten vermutlich die sanftere Methode gewesen.
Da wären wenigstens noch andere Vergnügungen bei herausgesprungen.

Die Vorgeschichte ist kurz erzählt:
Seitdem ich vor über sechs Jahren hier einzog, hatte ich nachts Herzrasen und Schlafprobleme.
Ich schob es auf Streß.
Ich schob es auf falsche Lebensabschnittsmänner.
Ich schob es auf das Wetter und die Hormone.
Dann schob ich das Bett.
Und den Schrank.
Und alles wieder zurück.
Egal, was ich veranstaltete: woanders schlief ich, zuhause nicht.
Jaaaaahaaaaa, Pia, sagte mein kluges Umfeld.
Woanders hast Du ja auch keine Soohoorgen.
Ich gab ihnen recht und verzweifelte an meiner Seele, die mich offenbar nicht schlafen ließ.
Phasenweise ging es dann wieder und mein Zimmer wog mich in Sicherheit.
Und sobald ich mich freute, fing es wieder an.
In vielen Nächten, wenn mir das Herz schon aus dem Brustkorb zu springen drohte, zog ich ins Wohnzimmer.
Und schlief.
So weit man das martialische Liegen auf einem schmalen IKEA-Dingens Schlafen nennen kann.
Dort wohnten meine Probleme aber auch.
Das fiel mir kürzlich auf.
Ich kam aus Stockholm, wo ich eine Woche lang wie ein Murmeltier geschlafen hatte.
Keine 30 Minuten im eigenen Bett, toste der Puls in den Ohren, mein Herz raste und ich hätte hysterisch schreiend durch die Gegend springen können.
Wenn ich dazu nicht zu müde gewesen wäre.
Erschöpft zog ich meine Decke à la Linus hinter mir her ins Wohnzimmer und lag mir auf dem knallharten Sofa den Rücken krumm.
Aber ich schlief.
Und als ich aufwachte, war der berühmte Point of no return.
Ich kaufte mir ein Strommeßgerät, fand meine Vermutungen bestätigt und entschied, Arbeits- und Schlafzimmer gegeneinander auszutauschen.
Mein Nachbar von unten berichtete, er habe mal mit seiner Rute im Zimmer unter meinem Ex-Schlafzimmer Erdstrahlen gefunden.
Was Männer so alles mit ihrer Rute finden, ist erstaunlich.
Ich weiß, daß ich hochsensitiv bin.
Ich schnuppere Brände, die noch nicht gelegt wurden.
Ich sehe Details, die keiner aufnimmt, höre das Gras wachsen und spüre die Vibration nahender Straßenbahnen, wenn sie noch durch einen anderen Stadtteil rattern.
In den Nächten vor Vollmond laufe ich Amok und Gewitter machen mir schon Migräne, bevor sich ein Wölkchen am Himmel zeigt.
Warum sollte mich dann nicht auch Strahlung aus der Ruhe bringen?
So fing zumindest alles an – Mitte Dezember 2011….