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Seit Tagen beherrscht Giraffe Marius die Schlagzeilen.
Ich liebe Giraffen!
Es tut mir natürlich weh, zu sehen, wie eine putzmuntere Giraffe getötet wird. Aber Spinnen, auf die ich kreischend mit einem Pantoffel einhaue, sind auch putzmunter.
Und Tiere, welche die meisten der Petitionsunterzeichner vermutlich weiterhin verzehren, ebenfalls. Zumindest bis zu dem Punkt, wo sie in Quälerei gehalten oder zum Schlachten quer durch Europa verfrachtet werden.
Ich habe inzwischen diverse Gründe gelesen, warum Unmut entbrannte. Nachvollziehen kann ich bei nüchterner Betrachtung leider keinen.
“Man hätte die Zeugung verhindern sollen.”
Konnten die Giraffen nicht vernünftig verhüten?
Ich las, daß sie es nicht können.
Weniger, weil Kondome in Unterarmlänge schwer erhältlich sind, sondern weil sie die Medikamente nicht vertragen.
Was macht man dann mit einer übriggebliebenen Giraffe?
“Man hätte die Giraffe einem anderen Zoo überlassen sollen.”
Jeder, der sich über den Vorfall aufregt, weil eine gesunde Giraffe getötet wurde, sollte sich überlegen, ob er sie bei sich zur Pflege aufgenommen hätte.
Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering.
Die durchschnittliche Zweizimmerwohnung ist nicht giraffenkompatibel.
Wenn es Zoos schon gibt, dann sollten sie doch wenigstens den Zweck der Arterhaltung erfüllen (dürfen). Zu diesem Zweck müssen die Plätze auf möglichst verschiedene Gen-Ausstattungen verteilt werden.
Die getötete Giraffe aber war sozusagen ein genetisches Duplikat. Was beim Rommé nett ist, verhält sich im Giraffen-Fall schwierig.
Es stehen nur begrenzt Giraffen-Wohnungen zur Verfügung. Und wenn fast alle Giraffen Europas miteinander verwandt sind, macht es unter Arterhaltungssicht nicht viel Sinn, einen raren Platz an ein Gen-Double zu vergeben.
Wer also auch künftig noch gesunde Giraffen in europäischen Zoos sehen will, muß akzeptieren, daß Zoos einen Inzucht-Pool verhindern
“Man hätte sie nicht als komplettes Tier verfüttern sollen.”
Hallo?
Schon mal Filme aus Afrika gesehen?
Rennen dort Filets durch die Savanne?
Eher nicht.
Der Löwe reißt ein Gnu.
Selbiges fällt dann nicht stante pede in küchentaugliche Einheiten auseinander.
Das Tier wird zerfleischt. So ist das in der Wildnis.
Jeder, der einen Zoo besucht, sollte sich deshalb bewußt darüber sein, daß Tiere ein Teil der Wildnis sind.
Und Löwen keine XL-Versionen von Maunz, dem Stubentiger.
Alles andere wäre Augenwischerei.
Eltern, die sich nicht in der Lage sehen, ihren Kindern die Gesetze der Natur schonend und altersgerecht zu vermitteln, schlage ich alternativ einen Besuch in Prinzessin Lillifees Welt vor.
“Man hätte dies nicht vor den Augen von Kindern praktizieren dürfen.”
Ja, sind die Kinder denn dort alleine hingedackelt?
In dem Video stehen unzählige Elterne fasziniert hinter ihren Kindern.
Ich hätte sicher auch Sorge, daß mein kleines Patenkind schlimme Träume bekommt. Aber dann würde ich es sofort woanders hin zupfen und nicht stundenlang zusehen lassen und am Ende eine Petition unterzeichnen.
Meiner Ansicht nach ist es wünschenswert, wenn Kinder frühzeitig lernen, daß es eine Nahrungskette gibt.
Nur so können doch Gedanken entstehen, die zu einem vegetarischen Leben leiten.
Wie Klein Luiz, der so zauberhaft zum Vegetarier wird.
Wer Fleisch nur als proper abgepacktes Viereck im Supermarkt kennenlernt, ist sich nicht mehr darüber bewußt, daß er gerade eine Leiche verzehrt.
Die Aktion in Kopenhagen war sicher nicht herzerwärmend. Ich fand Marius auch schweinesüß, ähem, giraffensüß…
Aber einem Zoodirektor nach einer fachmännisch durchgeführten und durchdachten Tötung Morddrohungen zu schicken und darüber zu debattieren, den Zoo zu schließen, während tagtäglich Millionen von uns mit Messer und Gabel das Fleisch von oft jahrelang elendig gehaltenen Tieren zerteilen, erscheint mir gerade ziemlich absurd…