Der Smartphone-Morning-Express

Es begab sich vor ein paar Tagen…
Sieben Uhr. Sieben Uhr kenne ich nicht. Aber sieben Uhr kennt mich. Zumindest heute. Sieben Uhr weiß, daß ich mein erstes Smartphone online bestellt habe. Weil ich es nach drei Wochen Dauererkältung vermutlich eh nie wieder schaffe, mehr außerhalb meiner Wohnung zu erreichen, als Arzt und Apotheke.

Und weil ich dann ab sofort etwas zum Spielen habe, um mich über meinen Wohnungsknast hinwegzutrösten.

Sieben Uhr weiß auch, daß ich mir den Extra-Zuschlag für eine vormittägliche Express-Lieferung gegönnt habe. Damit ich nach 12 Uhr weiter meine Erkältung ausdösen kann.
So macht mich sieben Uhr also zu einer Zeit wach, die ich nicht mal nutzen würde, um dafür gratis auf die Seychellen zu fliegen. Lohnt sich eh nicht. Andere Geschichte.

Sieben Uhr und ich können allerdings nicht viel miteinander anfangen, also lege ich mich wieder hin – nicht ohne die Schlafzimmertür türklingelhörtauglich offen zu lassen.

Ich denke an Stockholm, an den Söder Mälarstrand, an die Boote dort und die untergehende Sonne, die von Lilla Essingen herüberscheint. Die Schiffe plätschern ihr typisches Schiffsplätschern am Kai und der Wind weht mir seine Frische in ins Gesicht.

Dideldadideladadidelda… Ja, diese Schiffs-Hupen…Schiffs-Hupen??

Ich schmeiße mich im Bett herum, verhaspele mich in der Oversize-Decke, stürze heraus, direkt auf die Kommodenkante zu. Dideldadideladadidelda…
Wenn mein langer Arm nicht wäre, der im Flur den Türöffner erreicht, bevor der Rest der Frau dabei steht, wäre der Bote sicher schon wieder verschwunden.

Überhaupt ein Wunder, daß er zweimal schellt.Ich glaube, im Päckchenausträgerlernzentrum werden die Jungs darauf geschult, bis Zwei zu zählen und danach einen Zettel einzuwerfen.

Den sie natürlich schon vorbereiten, damit der Kunde bloß nicht statt zwei fünf Sekunden Zeit hat, vom Sofa, aus der Dusche oder aus dem Schrank bis zur Tür zu hasten. Sie scheinen zu glauben, man bewohne seine Wohnung nicht, sondern nur den Flur. Eigentlich habe man ein Sofa neben dem Türdrücker stehen.

Geschafft! Die Tür ist auf und mein Smartphone naht. Leider kann ich es nicht sehen. Ich bin oben, aber mein Blut nicht. Es süppelt noch unterhalb meiner Kniekehlen vor sich hin. Ein schwarzer Umriß kommt die Treppe herauf.

Haben Sie noch geschlafen?, fragt der Umriß.
OB ICH NOCH GESCHLAFEN HABE??
OB ICH NOOOOCH GESCHLAFEN HABE????
Es ist 8 Uhr!
ACHT, mein Freund!
Außerdem sehe ich immer so aus. Schwedische Frisur. War nicht billig, die so zerwühlt hinzubekommen.

Das sage ich natürlich nicht. Wie auch. Ich muß mich eh schon mit der einen Hand am Türrahmen festhalten. Irgendwo zwischen ziemlich vielen schwarzen runden Punkten vor meinen Augen unterschreibe ich. Der schwarze Umriß gibt mir einen rechteckigen Umriß in die Hand.

Ziemlich groß. Was die sich immer einfallen lassen, um ein sowieso schon gekauftes Handy zu präsentieren.

Danke, daß Sie das Päckchen annehmen, sagt der Umriß. Ihre Nachbarin ist ja nie zuhause.

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