Europa liegt unter einer schier endlosen Hitzfront. In Schweden stehen bereits rund 60 Gegenden in Flammen. Viele Orte wurden evakuiert. Zehn Hubschrauber sind nonstop im Einsatz und aus Italien wurde ein Wasserbomber-Flugzeug angefordert.
Gefährlich wird’s, falls Kommunikationsmasten einer Region mit abbrennen, denn dann erhält die Bevölkerung nicht mehr die wichtigen Nachrichten zu einer potentiellen Gefahr ihres Hauses samt Evakuierung. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß niemand der Anwohner oder Rettungskräfte körperlich zu Schaden kommt!
Hier der Link dazu: https://www.svt.se/nyheter/inrikes/har-ar-branderna-som-harjar-i-sverige-just-nu
Diebesgut der Stunde: Ventilatoren
Die Menschen wollen kein Gold und kein Geld. Aber frische Luft. Einige Stockholmer haben noch Ventilatoren ergattert, viele andere gehen nun leer aus. Nachschub ist nicht in Sicht: slut för säsong. Wie sollten die Einkäufer auch so eine Wetter-Situation vorhersagen?!
Wenn ich an die norwegische Butternot vor einigen Jahren denke, wird das ein Bombengeschäft für alle, denen welche “vom Laster gefallen” sind.
Die Stockholmer Ventilatoren-Not ist sogar auch einen Bericht bei SVT wert. So habe es in Farsta noch zwei gegeben, diese wurden aber gestohlen. Und jedes zweite Kundengespräch in Elektromärkten handele um die Frage: Haben Sie vielleicht noch…?”
Ne, haben sie nicht. Weiß ich inzwischen auch. Wie vielen von Euch geht’s mir hundeelend mit der Hitze. Ich fühle mich zurückversetzt in mein Dauermigräne-Luftnot-Mastzellsamba-Leben in Düsseldorf.
Alles, was ich an dieser Wohnung sonst so schätze – daß sie weiter oben liegt und von mittags bis zum Untergang Sonne hat und man ohne Wind lüften könnte und sie gut Wärme hält – ist gerade ein höllischer Nachteil.
Querlüften geht nicht, weil sämtliche Fenster zur Sonne zeigen. Auf dem Balkon sind es tagsüber mindesten 40 Grad und hier drinnen auch nicht viel weniger.
Ich fühle mich gerade von der Wärme gehetzt wie ein Tier im Käfig. Genau in dieser mentalen und körperlichen Verfassung beschloß ich 2011 in Düsseldorf kurzerhand, meine Koffer zu packen und über den Sommer nach Stockholm zu ziehen.
Daraus entwickelte sich mein wunderbares Zweitleben! Es gibt also immer auch etwas Positives im Negativen!
Wohin könnte ich jetzt vor der Hitze fliehen, wenn ich doch schon vor Ort bin?
Ich habe mir schon einen Wolf gegoogelt mit der Frage, wohin ich denn jetzt noch fliehen könnte.
Nordschweden?
Genauso warm. Danke, Olaf für Deinen Tipp und den schönen Text über die Hitzewelle bei Euch!
Zudem wüßte ich ja nicht, wo ich da lande, also ob die jeweilige Unterkunft für mich ausreichend chemikalien- und schimmelfrei wäre. Abgesehen von den ganzen Umständen, jetzt irgendwo anders hin zu reisen, für die mir in der Hitze erst recht jegliche Energie fehlt.
Nähere Umgebung, aber am Wasser?
Komplett ausgebucht. Oder Mondpreise. Zudem würde ich die paar Grad weniger vermutlich wieder mit irgendeiner Chemikalie in der Unterkunft bezahlen.
Für die meisten dieser Orte bräuchte ich ein Auto. Und das Letzte, wozu ich gerade Energie und Nerven habe, ist, mir vorher noch ein Auto zu mieten und es irgendwo abzuholen.
Nach Hause?
Beim Blick auf das Wetter der kommenden Tage in Hamburg ist eine Flucht nach Hause auch keine sinnvolle Option. Vor allem, da ich meine optisch so hübsche Wohnung MCS-mäßig so gar nicht vertrage. Bin so froh, da mal raus zu sein, vor allem jetzt, wo sich die Materialien aufheizen!
Wegen des unterschiedlichen Klimas erlebe ich verschiedene Temperaturen gesundheitlich so: 24/7 Dauermigräne erfolgt in Düsseldorf spätestens ab 18 Grad, in Hamburg ab 25 und in Stockholm ab 30.
Wie sagten die Taxifahrer in Düsseldorf immer zu mir: “20 Grad im Rheinland sind schlimmer als 40 in Ankara.”
Je frischer die Luft und je mehr Zirkulation, desto höhere Temperaturen kann ich aushalten. Südafrika beispielsweise habe ich damals vergleichsweise super vertragen.
Nach reiflicher Überlegung bleibt mir also nur die Flucht nach vorn: wieder die nicht vorhandenen Ärmel hochkrempeln und Probleme lösen. Dabei war ich nach zehn Nächten doch endlich mit dem Bett fertig. Ett hört echt nie auf als chronisch malade und deshalb hochsensible Person!
Wohnung abkühlen ohne Klimaanlage – Frau E. getestet
Schritt für Schritt habe ich inzwischen dies alles installiert:
- Feuchte Stoffe aufhängen, um Verdunstungskälte zu erzeugen
Ich fing an mit den nassen Stoffen, die mir eine Leserin netterweise empfohlen hatte. Nun hängen hier überall feuchte Tücher und Kopfkissenbezüge, die ich bereits nach zwei Stunden wieder unter Wasser halten muß. Wirkung? Bedingt. Wenn ich sie direkt auf mich lege, aber ganz gut! - Wärmflasche mit kaltem Wasser füllen und die Beine darauf legenJa, sehr angenehm. Wie gut, daß ich nur mit Wärmflasche durch die Gegend reise. Wirkt lokal für eine Weile und man muß sie immer am Körper haben. Mit zehn Wärmflaschen sicher erfolgreicher.
- Fenster abdichten
Daß man die Wohnung tagsüber dunkel und geschlossen halten soll, versteht sich von selbst. Allerdings: wenn die Vorhänge und Rollos innen hängen, wird die Hitze nur um ca. 25% reduziert. 75% kann man dagegen erreichen, wenn man sie direkt von außen abfängt. Nur: wie macht man das bei einer fremden Wohnung und so, daß es keine Spuren hinterläßt?Mit Alufolie und Kreppband!Eine 10m-Rolle an breiter und reißfester Alufolie sowie Malerband befindet sich auch immer in meinem Stockholm-Koffer. Zur Verwunderung der Nachbarn sind nun alle Fenster komplett verklebt. Meine Verzweiflung ist eben extrem hoch. Und was soll ich sagen: Die Methode hilft!
75% halte ich zwar für zu hoch gegriffen, weil die Wohnung sich nach einigen Tagen Hitze ja schon längst gar nicht mehr abkühlt nachts, aber es wirkt. Auf jeden Fall ein Tipp für Euch!
- Eine leere Gefrierschrankschublade neben Dich stellen
Gottchen, sind das schöne 5-10 Minuten!! Dann ist der Spaß zwar vorbei, aber der kühle Wind in dem Moment ist einfach herrlich.Und weil ich das ganze optimieren möchte, habe ich gerade auch meine Nr. 5 gestartet:
- Viele gefrorene Kühlpacks in der Wohnung verteilen
Der Herr an der Kasse hat nicht schlecht gestaunt, als ich gleich 10 Stück kaufte. Seit heute morgen sind sie im Test. Ja, man merkt es, wenn man rund 6 davon in einem Zimmer verteilt. Klasse! Und ganz unter uns: Das gefällt mir gerade besser, als wenn mich ein kühler Wikinger kuscheln würde.
Warum steht so eine Hitzefront über Europa?
Warum die Hitzefront nicht enden will, erfahrt Ihr in diesem interessanten Artikel. Vielen Dank für den Hinweis an Olaf, den Blogger mit den schönsten Fotos und interessanten Berichten aus dem Norden Schwedens. Schau einfach mal bei ihm vorbei auf seinem Blog “Way up North”.
Viele bunte Geschichten aus meinem Zweitleben in Stockholm seit 2011 findest Du hier hinter diesem Link und noch mehr in der umfangreichen Rubrik “Stockholm-Liebe”.