Auf der Drottninggatan |
Vor ein paar Tagen schien alles so hell beim Aufwachen. Ich zog die Rollos hoch, wie ein Kind seine Weihnachtsgeschenke aufreißt und quietschte kurz auf vor Freude: Schnee! Dicke, plusterweiche Flocken rieselten vom Himmel.
Nach und nach war das ganze Wäldchen vor meiner Wohnung mit einer dünnen Schicht überzogen.
Und es schneite weiter und weiter. Bald war der Schnee kniehoch. (Ja, meine Knie 😉 )
Als Ex-Düsseldorferin, die alle zehn Jahre mal fünfzehn vernünftige Schneeflocken sah, mußte ich natürlich sofort vors Haus und FÜHLEN.
Und die Autos vor dem Haus verschwanden nach und nach unter einer Puderzuckerrschicht.
Wer vergessen hat, wo er parkte, wird mehrere weiße Haufen freischaufeln müssen.
Manchmal erübrigt sich auch das. Dann entscheiden nämlich die Schneebaggerfahrer, ob man in nicht absehbarer Zeit nochmal an sein Auto kommt.
In der Stadt haben sich Menschen, die Koffer ziehen, explosionsartig vermehrt. Touristen und Geschäftsleute, die sonst in Bussen verschwinden, rupfen entnervt ihr Hab und Gut über Schneeberge.
Die meisten Passanten hangeln sich wie Flipperkugeln von Schneeinsel zu Schneeinsel. Trotzdem hat der Großteil klatschnasse Schuhe. Nur eine marschiert ungerührt durch die von der Innenstadtwärme entstandenen Pfützen: Frau E. und ihre geliebten Gummistiefel.
Cafés wirken umrahmt von Schnee nochmal gemütlicher.
Was bin ich dankbar, daß ich diese Phase hier auch noch erlebe! Frau E. im Glück!
Auch in dieser Situation zeigt sich wieder, wie relativ alles ist: als Deutsche bin ich beeindruckt, wie gut der ÖPNV und auch der Autoverkehr hier trotz dieser Schneemengen funktionieren. Denn sie funktionieren überhaupt noch. Wenngleich natürlich reduziert, vor allem der Busverkehr wurde zeitweise eingestellt. Und viele Menschen benötigen aktuell mehrere Stunden, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Wenn sie es überhaupt schaffen. Für sie ist der Schnee natürlich eine grosse Strafe.
In Düsseldorf liegt oft bereits nach einer Handvoll Schneeflocken ALLES brach. Als hätte man noch nie von Schnee gehört. Nur wenige Autofahrer können damit umgehen. Und viele wechseln nicht einmal zu Winterreifen.
Interessanterweise machen sich aktuell die anderen Teile Schwedens, die grundsätzlich viel größeren Schneemassen ausgesetzt sind, über das Chaos in Stockholm lustig. Was würden sie wohl erst über die Situation in Deutschland sagen?
Wer sich nochmal ausgiebig anschauen möchte, die Stockholm im Schnee aussieht: Ein Radfahrer (ja, es gibt Menschen, die unerschrocken kilometerweit über Eis und Schnee zur Arbeit radeln) hat seine Fahrt gefilmt. Am Besten ein wenig im Film herumhüpfen. Es sei denn, man benötigt eine Einschlafhilfe. Dann sind die 48 Minuten Radfahrt durch Schnee durchaus hilfreich: