Station 2: Schwedensommermomente – So pausiert man stilecht während der Wohnungsjagd

So, nun hatte ich also ein Dach über dem Kopf. Zumindest für drei Wochen. Und nur 400m vom Wasser entfernt. Was bei einer Stadt auf 14 Inseln nicht schwierig ist. Für mich als Deutsche aber nach wie vor eine Sensation.

Sofort nahm ich mir vor – tot oder lebendig – so oft wie möglich da hinein zu springen. Ein Glück mag ich Wassertemperaturen von 16-20 Grad. Ich könnte nie in so eine pipiwarme Schwimmbadplörre hüpfen. Ganz abgesehen von dem … Pipi.

Meine erste Wasserung erfolgte spontan. Ich war mit einigen netten Leuten am Ufer und befand irgendwann, ich sei übermäßig temperiert. Dummerweise hatte ich weder Bikini, noch Handtuch dabei. Und dabei war es so wunderschön! Die Sonne ging langsam unter. Stockholm lag in dem Licht, für das Impressionisten früher in Scharen gen Skandinavien pilgerten. Das Wasser plätscherte sanft vor sich hin, wie das ein riesiger See eben so macht. Und mir war plötzlich alles egal. Ich rupfte mir die Schuhe ab und sprang hinein. Mit Klamotten.

Es gibt Momente, die sind so wunderbar, daß selbst mir fast die Worte dafür fehlen. Der ganze Körper prickelt, die Lungen voll frischer Luft. Sanftes Gleiten durch streichelnde Wasserströme. Und vor sich Stockholm im Abendlicht. Allein für diese Minuten hatten sich schon alle Kämpfe, alles Leid, alle Schmerzen und alle Kosten gelohnt.

Mein Spaziergang zurück erweckte dann doch ein wenig Aufmerksamkeit. Allein die Wasserlachen hinter mir ließen einige Augenbrauen an der Bushaltestelle vor meinem Haus hochschnellen. Den meisten wurde wohl erst beim zweiten Blick klar, daß meine gesamte Kleidung triefnaß war. Daß ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd paßte wohl nicht recht ins Bild einer ins Wasser Gefallenen.

Noch schnell die Spuren im Hausflur verwischen..

Ein paar Tage später brauchte ich schon ein wenig mehr Überwindung. So sah es jetzt nämlich absolut nicht aus:

Nein, heute war der Himmel dunkelgrau. Es blies mausekalter Wind und einige Regentropfen peitschten gegen die Fenster. Nun hatte ich aber dummerweise genau in diesem Moment etwas Energie. Also raus aus der warmen Kleidung, rein in Bikini und ein praktisches Rupf-runter-Kleidchen und ab aus dem Haus.

Brrrrr…. Kaum jemand auf der Strandpromenade. Vereinzelte Hundegassiläufer in Herbstjacke. Und eine Irre. Die Irre überlegte dann doch einen Moment, ob das jetzt so pfiffig wäre. Entschied sich aber, kein Weichei zu sein. Runter mit dem Kleid.

Uaaaargh…..(Windstoß von hinten.)

Schnell rein in das heute dunkelgraue Wasser. Und siehe da: einmal drin war es eindeutig wärmer als draußen. Ich plantschte ein wenig hin und her, bis mir meine wahre Aufgabe wieder bewußt wurde. Eine, die mir schon langsam die Tränen in die Augen trieb. Wohnungsanzeigen lesen und anschreiben. Drei Wochen würden schließlich schnell verfliegen.

Halali!