“Sie können die Unterlagen auch einfach scannen und mailen”, sagte der nette Herr am Telefon.
Nichts leichter als das. Im Rahmen meines “Ich werde eine Minimalistin”-Projektes hatte ich mir einen mobilen Handscanner gekauft. Super platzsparend. Lang, ein paar Zentimeter Durchmesser, zwei Batterien. Nicht zu verwechseln mit anderen Utilities.
Wo hab ich den doch gleich?
Koffer 1
Koffer 2
Mehr Optionen gibt es in meinem Leben aktuell nicht. Sehr praktisch beim Suchen.
Da haben wir ihn.
Wie ging das noch gleich?
Um die Beschreibung zu entziffern, brauche ich meine Lesebrille.
So ist das im Alter. Hat aber auch Vorteile. Sieht man die eigenen Falten nicht.
Da ist sie.
Brille auf. Schriftgröße wächst von 2 auf 4. Zum Lesen bräuchte ich 7. Die sind echt Granaten diese Bedienungsanleitungsdrucker.
Also online.
Halbe Stunde später kenne ich die Flugverbindungen nach Hamburg und weiß, daß eine Freundin gerade Urlaub in den USA macht. Und was Ute Lemper zu Trump sagt.
Was wollte ich nochmal gleich?
Ach ja, der Scanner.
Sie müssen die SD-Karte formatieren. Und dafür drücken Sie den Knopp.
Der Knopp ist aber kein Knopp, sondern ein Loch. Schriftgröße 1. In das Loch stoppt man was rein und dann formatiert sich die Karte. Wenn man was hat, was man da reinstoppen kann. Kugelschreiberspitze ist zu dick.
Ich klaube mich zum 3. Mal vom Sofa auf und suche eine Büroklammer. Die vergewaltige ich und ramme sie in das Loch.
Das Ding macht was.
Wehe, es ist nicht formatieren.
Nun soll ich die Auflösung des Ergebnisses auswählen.
Ganz einfach in dem kleinen Display schauen, ob 300, 600 oder 900 angezeigt wird.
Was ich auf dem Display sehe, sieht genau so aus : .. .. ..
Mit Lesebrille.
Bleibt mir also nichts anderes übrig, als drei Scans zu erstellen und mir tunlichst zu merken, welche Einstellung die höchste Auflösung war.
Eine Stunde ist rum. Gescannt hab ich immernoch nix.
Zum Scannen drücken Sie den silbernen Knopp (wenigstens seh ich den) und fahren dann in der richtigen Geschwindigkeit über das Blatt. Dabei leuchtet ein grünes Lämpchen. Und wenn man fertig ist, drückt man nochmal auf Scan. Dann geht es aus. Und man hat sein Bild.
Theoretisch.
Praktisch geht das grüne Lämpchen aber schon von alleine aus. Und zwar nach 10% des Scans.
Soll ich denen jetzt ein Puzzle schicken?
Vielleicht die Batterien.
Auf vom Sofa, neue Batterien rein.
Nächster Versuch.
Ich bemühe mich, nicht genervt zu sein.
Grünes Lämpchen geht wieder unterwegs aus.
Ich bemühe mich weiterhin, nicht genervt zu sein.
Fahre den Rechner hoch und starte den Scanner nochmal neu.
Diesmal leuchtet beim Scannen das rote Lämpchen. Immerhin: eine Änderung des Problems.
Ich war zu schnell unterwegs, lerne ich. Ich bin immer zu schnell unterwegs. Deshalb kostet mich Autofahren ja auch so viel.
Für einen Augenblick bin ich versucht, den Handscanner mal gepflegt aus dem Fenster zu schleudern. Ohne es vorher zu öffnen.
Versuch 27: Richtgeschwindigkeit.
Ein Bild. Ein Bild.
Ein Bild?
Ich wollte aber ein pdf.
Wo stellt man das nochmal um?
Versuch 28-35: So langsam erkennt man die Seite.
Doch mal fehlt oben was.
Mal unten.
Mal sieht es aus, als wäre ich betrunken gewesen.
Wäre ich langsam auch gerne.
Versuch 36 von Seite 1 ist mit ordentlich Toleranz versendbar.
In der Zeit hätte ich auch eine Insel weiter zur Post fahren können. Oder zu Fuß und mit einem Ruderboot. Wäre immernoch schneller gewesen.
Jetzt brauche ich das alles nur noch mit Seite 2 bis 4 wiederholen.
Guter Scherz.
Die anderen drei Seiten sind so geknickt vom Briefumschlag, daß der Scanner sich nur mühsam über die Huckel würgt.
Das Ergebnis schreit: Diese Kundin scannte mit 3,5 Promille.
Ist mir aber jetzt auch egal.
Das wird jetzt so verschickt.
Egal, ob die mir die Nummer der Anonynem Alkoholiker zurück mailen oder nicht.