Anfang Februar 2012
Für alle, die im Laufe der Story genauso die Orientierung verloren haben, wie ich während des Umbauprozesses: es ging Mitte Dezember 2011 darum, mal eben zwei Zimmer zu tauschen.
Und wo ich mal eben dabei war, begann ich, Regale zu suchen. Was ja im Allgemeinen nicht so schwierig ist, im Besonderen aber schon.
Inzwischen sind wir im Februar 2012 angekommen.
Meine hübsche neue Tapete klebt nicht, neue Regale zieren nicht mein Arbeitszimmer und ich habe mich nicht an das monatelange Durcheinander gewöhnt.
Dafür habe ich umfangreiche Erfahrung mit Möbellacken und männlichen Hilfszusagen hinzugewonnen. Das war zwar nicht die Intention, aber Glücklichsein soll ja dadurch entstehen, daß man sich über das freut, was man hat.
Und ich habe vor allem eine liebe Freundin, die Streichen ganz wunderbar findet und eigens dafür aus Frankfurt anreist.
Wir werfen uns in unsere “Falls ich mal handwerke”-Klamotten (Sie wissen schon: diese aussortierten, die man jahrelang von links nach rechts räumt für den Fall, daß..) und legen los.
Anfangs finde ich das alles auch noch spaßig.
Dann findet mein Kopf die Dämpfe plötzlich nicht mehr spassig.
Er nölt.
Ich streiche erst mal weiter.
Wenn ich mich von jeder popeligen Schmerzattacke aufhalten ließe, säße ich heute noch in einer Reha-Klinik.
Dieses Mantra sage ich mir mit jedem Streichzug vor.
Ich ignoriere das bohrende Schwert in meinem rechten Auge, bis die Gefahr besteht, daß ich den Farbeimer mit nichtweißen Elementen verunreinige.
Kurze Zeit später liege ich mit Punkten vor den Augen und dem drängenden Bedürfnis, das Essen der letzten Tage über meinen Laminatboden zu ergießen, auf selbigem.
Aus meinem Schlafzimmer macht es weiter schschttt schschscht.
Fröhlich rollt meine Freundin ihre Farbbahnen, während ich mir vor Peinlichkeit über mein Versagen den schmerzenden Kopf zerbreche.
“Ich bin fertig!”, frohlockt es von drüben.
Ich bin auch fertig und wanke ins gleißendhelle Schlafzimmer.
Wenn man vom erneuten Farbdampfschlag aufs zermatschte Gesicht mal absieht, bin ich begeistert.
Ich vergesse nicht, das laut zu äußern, denn bei meinem Gesichtsausdruck könnte man leicht den falschen Eindruck gewinnen.
“Das ist total gestreift”, jammert meine Freundin.
Ich sehe keine Streifen.
Ich sehe aber gerade insgesamt recht wenig.
“Doch, schau mal da, voll das Zebra.”
Ich mag Zebras.
Noch viel mehr mag ich aber die Tür zu diesem Stinkezimmer schließen und erst wieder öffnen, wenn ich darin atmen kann, ohne zu kollabieren.
Und in dem Einvernehmen, daß ich unser Zebra lieben und ehren werde, verlassen wir unsere Wirkungsstätte und trinken einen doppelten Darjeeling auf das absehbare Ende meiner Bautätigkeiten.