Ich tausch’ mal kurz zwei Zimmer.. (2)

Mitte Dezember 2011
Nach erfolgreicher Durchführung der Vorstudie “Was macht das Herz
nachts im Arbeitszimmer?” fange ich an zu räumen.

Ich zerlege das riesige Doppelbett und schleppe alle Teile und Matratzen
ins Wohnzimmer.
Dort geht es mir umgehend auf die Nerven.

Dann entleere ich im alten Arbeitszimmer die zwei großen Regale.
Ich entleere und entleere.
Immer, wenn ich denke, jetzt der Aktenordner und Pappschachteln genug
herausgekramt zu haben, finde ich noch etwas.
Bis dato hielt ich mich für einen Menschen, der nichts hortet.
Kaufe ich ein neues Kleidungsstück, fliegt ein altes aus dem Schrank.
Ich besitze den kleinsten Kleiderschrank im ganzen Freundeskreis.
Auch sammele ich nichts.
Ich bin eher das Modell Jägerin.
Wie man sich seine Wohnung mit Überraschungseifiguren, alten
Parfumflaschen oder Jahrestellern von irgendwas vollmüllen kann, ist
mir fremd.
Was länger als sechs Monate nicht benutzt wird, landet bei Oxfam.

Gut, Männer nehmen die nicht an, aber die finden glücklichweise meist
auch so wieder eine Abnehmerin.

Jetzt sitze ich plötzlich zwischen Unterlagenbergen, die ein
Stadtarchiv erblassen lassen.
Man weiß ja nie, wem man was nochmal beweisen muß.

So verbringe ich meine Abende auf dem Fußboden und sortiere.
Und rechne die Wahrscheinlichkeit aus, daß der Sonderfall eintritt

Sie ist nicht so hoch.
Und je länger ich sortiere, desto geringer schätze ich sie ein.

Ich danke dem AWISTA-Gott für den nahegelegenen Papiercontainer und
verspreche, daß ab sofort keine tägliche Leerung mehr notwendig ist!

Wer glaubt, jetzt wäre ich fertig: weit gefehlt.
Unter meinem riesigen Schreibtisch haben sich viele hübsche
Curverkisten mit “Sollte ich vielleicht mal bei ebay-verkaufen”-Kram
angesammelt.

Auf selbigen kann ich beim Arbeiten bequem meine Füße abstellen.
Und was unter einem großen Doppelbett Platz findet, ist ebenfalls
erstaunlich.

Nun schlägt die Stunde der Wahrheit: wohin damit?
Die Devise: Keine Altlasten im neuen Arbeitszimmer.

Die Mitarbeiterinnen von Oxfam begrüßen mich inzwischen
mit Handschlag.


Rund 20 Tüten “könnte ich eventuell nochmal gebrauchen” füllen inzwischen die
Verkaufs-Regale und landen nach Material-Geld-Material-Transaktionen vielleicht als Backsteine für einen neuen
Brunnen in Indien.

Mein Ziel: Ein reines, puristisches Arbeitszimmer, in dem sich kreative
Gedanken ohne Hindernislauf entfalten können.

Maximal ein Regal und was
hier keinen Platz findet, muß leider draußen bleiben.

Man muß ja noch Träume haben…

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