Werde ich das vermissen? NEIN! |
Wie gut, daß ich das gründlich tat, denn kaum sitze ich in einem anderen
Eck Deutschlands im Meeting blinkt mein Handy bedrohlich auf.
Handwerker 2.
Dann Handwerker 1.
Oh ha.
In der Pause rufe ich zurück.
Nö, ich bin nicht angespannt.
Ich solle mich nicht aufregen, aber Handwerker 2 hat die Biofarbe falsch angerührt.
Nun brauchen sie noch mehr Biofarbe, um die Suppe dick zu bekommen.
Wo ich die denn her hätte.
Kreisch.
Gemahlener Marmor gehört nun nicht gerade zu den Produkten, die man sich tonnenweise kauft, ohne beim Preis zu kollabieren.
Schnell verbinde ich Bio-Farb-Laden und semitalentierte Handwerker miteinander und hoffe auf das Beste.
Zumindest höre ich nichts mehr.
Zwei Tage später rollt der ICE ein schmerzverzerrtes Migränebündel gen Düsseldorf.
Außerhaustermine sind eine 100%-Garantie für Schmerzstufe 9.
Nun wünsche ich mir nur noch eines: mein großes, frisches, entspannendes Bett.
Netterweise haben die Handwerker selbiges schon aufgebaut, also steht dem Grande Finale nichts mehr im Wege.
Erwartungsvoll öffne ich die Tür und sehe mich schon in die karierten Laken hüpfen.
Schnupper.
…
Was riecht denn hier so komisch?
Ich öffne mein neues Schlafzimmer.
Als erstes sehe ich Streifen.
Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich kein Zebra beauftragt.
Zebras kann ich selbst.
Dann sehe ich abgeplatzte Tapetenecken.
Meine Laune sinkt.
Soweit sie mit Migräne in Turboversion überhaupt noch sinken kann.
Aber dann, dann trifft mich der olfaktorische Hammer: es riecht, wie es roch, BEVOR ich die Tapete selbst wieder entfernt hatte.
Mein Migräne-Nerv flattert.
Alle anderen flattern aus Solidariät mit.
Tränen plumpsen auf den Boden und sammeln sich zu einem kleinen See.
Wie kann Biofarbe chemischen Geruch erzeugen, wenn die Rauhfaser darunter komplett neu ist?
Ich klingele Handwerker 1 aus seiner Abendruhe.
“Und ich hab meinen Kollegen noch gefragt: ist das denn richtig, die
Decke mit zu streichen? Davon hat Frau E. doch nie geredet…”
Nein, davon hatte Frau E. auch nie geredet.
Absichtlich nicht.
Denn die Decke war unberührt.
Dort haftete noch alte chemische Farbe.
Und die wollte Frau E. durch die Feuchtigkeit eines Neuanstrichs keinesfalls daran erinnern, was auch immer auszudünsten.
Damit genau DAS hier nicht passiert.
G-E-N-A-U D-A-S H-I-E-R.
Das Ende vom Lied: Frau E. baut das Bett wieder ab und schläft fortan im Wohnzimmer.
Die Handwerker-Crew rückt erneut an und korrigiert die optischen Schäden.
Und dann heißt es warten.
Warten, daß der migräneauslösende Geruch aus der Zimmerdecke nachläßt.
Und siehe da: keine läppischen vier Wochen später ist es schon so weit.
Nach insgesamt rund drei Monaten Wohnzimmercamping darf ich tatsächlich in mein Schlafzimmer zurück.
Und die Toile de Joy-Tapete fürs Arbeitszimmer, mit der alles begann?*
Die klebe ich am Ende selbst.
Schlicht und einfach ich.
THE END!
*Wie riefen die Handwerker, als ich auf mein eigentliches Projekt mit der Tapete zu sprechen kam, entsetzt aus?
Das muß alles ab darunter.
ALLES!
Diese Tapete braucht einen glattttten Untergrund.
Und Spezialkleber.
Das geht nicht mal eben so.
Doch, liebe Handwerker.
Geht.