Gelassen bleiben, wenn der Umzugstag direkt mit einem Drama startet? Nö, nicht mehr möglich
Ich breche dreimal im Jahr in Tränen aus. An dem Morgen war ein Mal davon.
Ommmmmmmmmmmmmmmmm.
Meine Kraft, das als Übung zu mehr Gelassenheit zu betrachten, war auf dem Level des Wasserpegels in der Sahara. Zum Glück war ich schlichweg zu müde, um im Sechseck zu springen. Also schleppte ich mich zum Drogeriemarkt ums Eck und kaufte eine WC-Bürste. Das vermittelte mir das Gefühl, etwas getan zu haben.
Der Tag zog sich wie Kaugummi. Schlafen konnte ich nicht, weil ich mir Unmengen Kortison reingepfiffen hatte, um die Symptome zu unterdrücken. Ein krankenhausreifer Hase mit Duracell-Syndrom. Seltsame Kombi so ein Zustand.
Eine Stunde vor der Ankunft des Wagens hielt es für sinnvoll, nochmal nach meiner Halteverbotszone zu schauen. Mittags stand da nämlich jemand.
Jetzt standen da zwei. Von meiner Zone war noch 1 Meter übrig.
Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.
Nein, ich trat jetzt nicht gegen die Autos meiner neuen Nachbarn und hüpfte mit hysterischen Schreien im Sechseck. Der Fahrer sagte, ich solle keinen Abschleppdienst rufen, er würde schon einen Platz finden.
Super.
Ich zahle 120€ für eine Halteverbotszone und dann parkt mein Umzugstransporter woanders?!
Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.
Um 17.15 sollte der Wagen da sein.
Um 17.08 fing es an zu schütten.
Kennt Ihr diesen Punkt, an dem man nur noch hysterisch lacht?
Genau. Der.
Um 17.15 war der Wagen dann aber eh nicht da. Gab mir die Gelegenheit, nochmal daran zu denken, daß ich extra die vom Lager empfohlene teurere Umzugsfirma auswählte, weil sie besonders viel Erfahrung mit Umzügen aus dem Lager heraus hat. Und wie ich dem Umzugsorganisator erklärte, daß ich krankheitsbedingt oft neben der Spur bin und er bitte deshalb ein besonderes Auge darauf hat, daß alles läuft. Da könnte man durchaus auf die Idee kommen, am Tag vorher kurz nochmal zu checken, ob der Token UND die Schloß-Nummer der Kundin vorliegen.
Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.
Kurz vor 18 Uhr ging das Geräume dann doch noch los. Die Herren arbeiteten gut und vorsichtig. Ich begann, mich einen Hauch zu entspannen.
Was sind das alles für Möbel?
Wo soll die Kommode hin?
Welche Kommode?!
Ich konnte mich ums Verrecken nicht erinnern, eine zu besitzen. Ebenso wie einen Couchtisch, einen Sessel und noch andere Möbel, für die ich eigentlich keinen Platz habe.
Schwups, war mein ausgeklügelter Stellplan im Eimer.
Flugs umgeplant.
Geht auch.
Muß.
Nun stand ich da mit meinem Kortison im Kopp und entschied: ich könnte mal fix die ganzen Einzelteile zum Doppelbett montieren.
Zack.
Gemacht.
Umzugsherren etwas irritiert, als zwischen zwei Fahrstuhlladungen plötzlich schon das Bett im Schlafzimmer stand.
Aber die Schrauben haben Sie sicher nicht auch schon drin, oder?
Doch, hab ich.
Schweigen.
Weiter gings mit der Räumerei.
Ich bewunderte die zwei Männer, die schon einen ewig langen Tag hinter sich hatten und jetzt zum Finale noch rackern mußten. Deshalb überhörte ich auch damenhaft das zunehmende vor sich Hingemeckere des Älteren. Zum Glück konnten sie alles mit dem Aufzug in meine Wohnung fahren.
Der Dolch in meinem Auge hatte schon seit Stunden alles Fleischliche zerfetzt und fraß sich brennend durch meine rechte Kopfseite. Ich sehnte die Minute herbei, nach einem Jahr wieder in mein EIGENES Bett zu plumpsen. Nur noch wenige Augenblicke, dann wäre der Umzug ohne weitere Streßsituationen beendet.
War er aber nicht. Warum?
Nächstes Mal. Hier.