Home sweet home: Der finale Umzug in mein eigenes Zuhause

Wohnzimmer, Wohnung, Apartment, Hamburg, Neubau, modern, weiß, puristisch
Kurz hinterm Totalzusammenbruch (Ja, genau. So meine ich es) habe ich die für mich turboperfekte Wohnung gefunden. Wer ab und zu hier rechts in die Facebook-Spalte schaut, weiß das natürlich schon.
Damit ich überhaupt nochmal mit meinen Stories on track komme, mache ich jetzt einen groooßen
HÜPF
und springe zum Umzugstag. Der war nämlich schon am Dienstag.
Die Tage und Wochen flogen dahin in einem qualvollen Delirium aus 3Ms: Migräne, Mastozytoseschübe, Medikamente.
Zusammenreißen, Zähne zusammenbeißen. Repeat.
Ich biß die Zähne so sehr zusammen, daß einer komplett zerbröselte. Also mußte ich auch noch zu Zahnarzt. Und hatte dadurch noch mehr Streß. Und biß noch mehr die Zähne zusammen. Aber ich wußte, wofür ich das alles tat. Ich wollte exakt diese eine Wohnung. Und heute sitze ich in exakt dieser einen Wohnung. Zwischen Kisten und Kästen. Und verdammt glücklich!

Ganz ehrlich? Gegen die nervenaufreibende, verzweifelnde, stressende, beängstigende, hoffnungslos erscheinende Wohnungssuche in Hamburg ist so ein Umzug echt ein Klacks. Ein Pups. Etwas, das man nebenbei erledigt. Wenn man nicht schon sooo erledigt wäre. Seit Monaten.
Um am Umzugstag trotz Hitze und Streß und Dauertrigeminus zu performen, schoß ich mich am Abend vorher ab. Half nix. Obwohl heftige Beruhigungsmittel so mit das Einzige sind, was aufgebrachte Mastzellen wieder etwas normalisiert. Meine Mastzellen tobten einfach weiter. So war ich jede halbe Stunde wieder wach. Nahm Schmerzmittel. Dämmerte weg. Und nachdem ich um 9 Uhr drei Stunden zusammen addiert etwas Schlafähnliches genossen hatte, stellte ich entnervt und entrückt mein Smartphone wieder an.
Pling.
Pling.
Pling.
Pling.
Tringeling!!!!!!!!!!!!!!!
“Herr Dingens hier, ich versuche schon seit 2h, Sie zu erreichen.”
??!
Wir stehen hier seit zwei Stunden!!! Mit drei Mann!!
Warum?
Weil wir die Nummer vom Zahlenschloß nicht haben.
KREISCH!!!!
Im Kopf rasten 6000 Impulse gegen Wattebauschwände an. Wie konnte ich das vergessen? Ich, die ich doch nie was vergesse. Die ich mit 250 Listen parallel hantiere wie Horst Lichter mit seinen Töpfen?
Plötzlich fiel auf: dieser Punkt stand einfach gar nicht auf meiner Liste.
Oh Herr!
Nun zahle ich zusätzlich drei Männer für zwei Stunden Rumstehen. Darüber kam ich erst mal nicht mehr hinweg. Ich kann mich ja schon über einen verlorenen Euro ewig grämen. Nicht, weil ich so viel Tolles mit Geld vorhabe. Ich vergeude nur nicht gerne einen Cent sinnlos. Die sammele ich lieber und unternehme dafür etwas Richtiges. Stockholm besuchen zum Beispiel.
Der Start in den Umzugstag war also schon mal eher suboptimal.
Während ich so auf dem nackten Boden saß und meinen Milchreis ohne Milch mümmelte, wurde mir klar, was die zwei Stunden noch alles bedeuten:
  • Das Umzugsteam kommt schon in Düsseldorf in dicken Verkehr.
  • Das Umzugsteam kommt in Hamburg in noch dickeren Verkehr.
  • Ein Bekannter, der netterweise zugesagt hatte, das Ganze zu begleiten für den Fall, daß ich komplett umkippe, würde nur noch kurze Zeit dabei sein können.
  • Und: mein durchgeplantes Doping, um zu einer bestimmte Zeitspanne einigermaßen fit zu sein, würde sinnlos verstreichen. Und die Action erst beginnen, wenn alles schon wieder abflaut und meine Schmerzen ihren höchsten Punkt erreicht haben werden.
  • Gelassen bleiben, wenn der Umzugstag direkt mit einem Drama startet? Nö, nicht mehr möglich

    Ich breche dreimal im Jahr in Tränen aus. An dem Morgen war ein Mal davon.

    Ommmmmmmmmmmmmmmmm.

    Meine Kraft, das als Übung zu mehr Gelassenheit zu betrachten, war auf dem Level des Wasserpegels in der Sahara. Zum Glück war ich schlichweg zu müde, um im Sechseck zu springen. Also schleppte ich mich zum Drogeriemarkt ums Eck und kaufte eine WC-Bürste. Das vermittelte mir das Gefühl, etwas getan zu haben.

    Der Tag zog sich wie Kaugummi. Schlafen konnte ich nicht, weil ich mir Unmengen Kortison reingepfiffen hatte, um die Symptome zu unterdrücken. Ein krankenhausreifer Hase mit Duracell-Syndrom. Seltsame Kombi so ein Zustand.

    Eine Stunde vor der Ankunft des Wagens hielt es für sinnvoll, nochmal nach meiner Halteverbotszone zu schauen. Mittags stand da nämlich jemand.
    Jetzt standen da zwei. Von meiner Zone war noch 1 Meter übrig.

    Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.

    Nein, ich trat jetzt nicht gegen die Autos meiner neuen Nachbarn und hüpfte mit hysterischen Schreien im Sechseck. Der Fahrer sagte, ich solle keinen Abschleppdienst rufen, er würde schon einen Platz finden.

    Super.
    Ich zahle 120€ für eine Halteverbotszone und dann parkt mein Umzugstransporter woanders?!

    Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.

    Um 17.15 sollte der Wagen da sein.
    Um 17.08 fing es an zu schütten.

    Kennt Ihr diesen Punkt, an dem man nur noch hysterisch lacht?
    Genau. Der.

    Um 17.15 war der Wagen dann aber eh nicht da. Gab mir die Gelegenheit, nochmal daran zu denken, daß ich extra die vom Lager empfohlene teurere Umzugsfirma auswählte, weil sie besonders viel Erfahrung mit Umzügen aus dem Lager heraus hat. Und wie ich dem Umzugsorganisator erklärte, daß ich krankheitsbedingt oft neben der Spur bin und er bitte deshalb ein besonderes Auge darauf hat, daß alles läuft. Da könnte man durchaus auf die Idee kommen, am Tag vorher kurz nochmal zu checken, ob der Token UND die Schloß-Nummer der Kundin vorliegen.

    Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.

    Kurz vor 18 Uhr ging das Geräume dann doch noch los. Die Herren arbeiteten gut und vorsichtig. Ich begann, mich einen Hauch zu entspannen.

    Was sind das alles für Möbel?

    Wo soll die Kommode hin?
    Welche Kommode?!

    Ich konnte mich ums Verrecken nicht erinnern, eine zu besitzen. Ebenso wie einen Couchtisch, einen Sessel und noch andere Möbel, für die ich eigentlich keinen Platz habe.
    Schwups, war mein ausgeklügelter Stellplan im Eimer.

    Flugs umgeplant.
    Geht auch.
    Muß.

    Nun stand ich da mit meinem Kortison im Kopp und entschied: ich könnte mal fix die ganzen Einzelteile zum Doppelbett montieren.

    Zack.
    Gemacht.

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    Umzugsherren etwas irritiert, als zwischen zwei Fahrstuhlladungen plötzlich schon das Bett im Schlafzimmer stand.

    Aber die Schrauben haben Sie sicher nicht auch schon drin, oder?
    Doch, hab ich.
    Schweigen.

    Weiter gings mit der Räumerei.
    Ich bewunderte die zwei Männer, die schon einen ewig langen Tag hinter sich hatten und jetzt zum Finale noch rackern mußten. Deshalb überhörte ich auch damenhaft das zunehmende vor sich Hingemeckere des Älteren. Zum Glück konnten sie alles mit dem Aufzug in meine Wohnung fahren.

    Der Dolch in meinem Auge hatte schon seit Stunden alles Fleischliche zerfetzt und fraß sich brennend durch meine rechte Kopfseite. Ich sehnte die Minute herbei, nach einem Jahr wieder in mein EIGENES Bett zu plumpsen. Nur noch wenige Augenblicke, dann wäre der Umzug ohne weitere Streßsituationen beendet.

    War er aber nicht. Warum?
    Nächstes Mal. Hier.