Nach dem langen Marsch durch Eixample breche ich kurz vor der Placa de Catalunya fast zusammen.
Ich organisiere mir einen Sandwich und plane, mich an dem großen Platz auf eine Bank zu setzen und in Ruhe zu futtern.
Da habe ich die Rechnung ohne das heimische, fliegende Ungeziefer gemacht.
Offenbar ist die Placa Catalunya eine Art Micro-Venedig: gefühlte drei
Millionen Tauben fliegen dort umher und lassen sich von Touristen für
Fotos anfüttern.
Die Ratten der Lüfte haben bei mir einen schlechten Stellenwert.
Es gibt ja nix, was die nicht essen.
Sogar Gegessenes, das auf dem falschen Weg den menschlichen Körper
wieder verlassen hat, wurde schon auf dem Weg zurück in eine Taube
gesichtet.
Allerdings bin ich gerade zu erschöpft, um noch einen Meter weiterzulaufen.
Also pflanze ich mich in gesichertem Abstand auf eine Bank und beobachte das Treiben.
Die Spannung steigt: kauft jemand Taubenfutter oder nicht? |
Ein junger Mann streut sich
ungefähr vierzig Mal Futter auf die Hand, läßt die Tauben daraus picken
und seine junge Freundin versucht ungefähr vierzig Mal, die Szene zu
fotografieren.
So kann man seinen Tag in Barcelona natürlich auch verbringen.
Er hat Geduld. Das spricht für ihn.
Dann greift er in eine Gummibärchentüte und steckt ein paar davon mit
der taubenspeichelkotbakterienlausverseuchten Hand in seinen Mund.
YES.
Ich schaue in den Himmel.
Durch die Tauben hindurch sind keine neuen Regentropfen zu erahnen.
Und der Morgenkaffee wirkt noch.
Das muß der Duracell-Hase ausnutzen und läuft bergab Richtung Rambla.
Hier finde ich Barcelona schöner.
Überall gibt es etwas zu entdecken: Hauseingänge, verwunschene
Seitenstraßen, hier ein Jugendstilelement, dort ein kitschiges Souvenir.
Die Markthalle des Mercado de San José ist genauso schön, wie andere europäische Jugendstilmarkthallen.
Allein die Farben der Obstes und die sorgfältig aufgereihten Pralinen wären ein Foto wert.
Wenn davon nicht bereits mehrere Megabyte auf meiner Festplatte lagern würden.
Und wer kann am Ende schon unterscheiden, ob es eine spanische oder
ungarische Paprika war, die einem ihr strahlendes Rot entgegenblinzelt.
Also gibt es an dieser Stelle….
KEIN BILD..
In Versuchung bringt mich dagegen etwas anderes:
Bluuumen! Und dann auch noch pink… 😉 |
Aber so wirklich praktisch ist ein Blumenstrauß für Tourismuspfade nicht, also verabschiede ich mich seufzend von ihm.
We print name — And I no buy… |
Mit zwei Schritten in eine andere Zeit: so empfinde ich meinen neugierigen Wechsel von der belebten Rambla in eine Seitengasse.
Meine Schritte klappern auf dem Steinboden und für einen Moment höre ich Getrappel von Kutschen, sehe Frauen in langen Kleidern mit verzierten Sonnenschirmen vorbeihuschen.
Dann tritt ein Mann mit einer Canon auf dem fastfoodgeschwängerten Bauch ins Bild und schon ist meine kleine Reise in die Anfänge des 20. Jahrhunderts vorbei.
Am Ende der Rambla, am Placa de Colón angekommen, sitze ich lange auf einer Mauer, esse mich weiter durch die heimische Sandwichproduktion und warte auf das perfekte Bild der Seilbahn auf den Montjuic.
Es ist erstaunlich, wie perfekt ein übermüdeter Geist für einige Minuten den tosenden Straßenlärm ausblenden kann, wenn er mit Essen und gedankenlosem Beobachten zweier Seilbahnkabinen beschäftigt ist.
Und dann kommt er: der symmetrische Moment:
Und wie es weiter geht, steht im letzten Teil… 😉
Fortsetzung folgt