Der London-Quickie (3)

In diesem imposanten Hotel wohne ich – nicht.. 😉

Kurz vor 20 Uhr erreiche ich St. Pankras.
Um 20 Uhr japse ich der Dame an der Rezeption meine Reservierung ins Gesicht.

Sie hÀtte gerne noch einige Angaben.

Kann sie haben.
K-A-N-N S-I-E H-A-B-E-N.

Ich hab ja Zeit.


Um 20.15 stehe ich in meinem traumhaft riesigen Designer-Zimmer.

Auf dem Weg zur Nespresso-Maschine kann man sich im Zimmer glatt verlaufen..

DafĂŒr habe ich jetzt allerdings keinen Blick.

WofĂŒr ich einen Blick habe, ist die Klimaanlage.
Die blĂ€st, als wĂŒrde sie Geld dafĂŒr bekommen.

Das Zimmerthermometer steht auf 11 Grad.
(Kleine Erinnerung: Wir haben Dezember.)

Um die 42 Infomappen zu durchwĂŒhlen, habe ich keine Zeit.
Ich klicke nach Logik, aber aus dem Auto-Modus gibt es kein Entrinnen.

Zeit ist Geld, also muß der Haustechniker her.

Keine zwei Minuten spĂ€ter steht er vor der TĂŒr.
Mußte ja auch nicht mit der U-Bahn kommen.

Hmmm, sagt er, und starrt auf das Display.
Was ich genau wolle?

Aus.

Ich möchte, daß das GerĂ€t ganz ausgeschaltet ist.
Ja, da muß er nachdenken.

Alldieweil schĂŒtte ich meinen Bordtrolley ĂŒber dem Bett aus.
Hinter mir Totenstille.

Ich erklÀre das Problem nochmal in der extended version.
Dann muß er wieder nachdenken.

21, 22..

Bei 28 bemerke ich, daß ihn meine WĂ€sche auf dem Bett ablenkt.
Ich springe ihm ins Bild und prompt hat er eine Idee:

Wenn ich als Wunschtemperatur 11 Grad eintippe, wĂŒrde die Klimaanlage ja aufhören zu pusten.
FĂŒr einen kurzen Moment bin ich davor, die Nerven zu verlieren.

Dann erklĂ€re ich ihm in Ruhe, daß ich nicht vorhabe, bei 11 Grad zu schlafen. Und die Anlage ja wieder anspringt, sobald die Temperatur von den wohligen 11 Grad abweicht.

Das findet er ĂŒberzeugend.
Und dann fragt er mich… ich mag es kaum schreiben.. wo die Bedienungsanleitung liegt.

Hase, wenn ich die sofort gefunden hĂ€tte, wĂŒrden wir hier nicht von 20.17-20.23 herumplaudern!!

20.25:
Wir einigen uns darauf, wenigstens die Temperatur hochzustellen.

Ich bin nicht von der Insel.
Ich picknicke nicht bei 11 Grad und Nebel im SpaghettitrÀgertop.

Dann schiebe ich den Herrn aus dem Zimmer und rupfe mir die Klamotten vom Leib.

20.28:
Warum gibt es eigentlich bis heute keine reißfesten Seidenstrumpfhosen?

Nachdem ich den Rekord im Speedumziehen gebrochen habe, schaue ich in den Spiegel.
Das hÀtte ich besser gelassen.

So fertig sehe ich sonst nur aus, wenn ich MigrÀne habe.
Und selbst der ist es bei mir gerade zu stressig.

Egal, da ist es ja dunkel.
Und das Kleid ist kurz. 50% der GĂ€ste werden mir schon mal nicht ins Gesicht schauen.

Dann blicke ich aufs Bett.
“Komm zu mir….. ” haucht es und zuckt mit dem reinweißen Laken.

“Leg Dich auf mich…”
“Nur gaaaanz kurz…”

Aber ich weiß, wie so was endet.
Also gebe ich mich dieser gnadenlosen Verlockung nicht hin und lasse die ZimmertĂŒr ins Schloß schnappen.

Die Tube, die ich nehmen will, fÀhrt sogar.
Yes!

Zumindest den Abschnitt bis Covent Garden.

Hier stand ich zum letzten Mal 1986 – in roten Dr. Martens Schuhen..

Man kann ĂŒbrigens auch in hohen AbsĂ€tzen ĂŒber Kopfsteinpflaster rennen.
Muß man aber nicht.

Um 20.58 erreichte ich die Bar.
“Where are you from?”
“Germany”

“No, where do you hurry from NOW?”
“Germany”.

Und auf diese Weise lerne ich an dem Abend viele nette Leute kennen.

Das Nightlife bei meinem nÀchsten London-Ausflug ist somit gesichert.
Und dann bleibe ich auch bestimmt lÀnger als 24h.

>> Hier noch einige weitere Impressionen