Blumenfenster in Rosendahls Trädgård |
Der Sommer schien unendlich.
Der Sommer verflog.
Ich hatte so viel vor. So viele Ideen. So viele Orte, die ich wiedersehen wollte. Plätze, in denen ich mich zu suhlen plante. Statt dessen verging viel Zeit mit Nichts. Auf dem Bett liegen, ein wenig lesen und durch die geöffneten Flügeltüren die wunderbare schwedische Luft atmen. Zeit, die zäh erscheint, wenn Abenteuer lockend nach oben rufen.
Klar, in Stockholm ist alles viel besser! Das frische Klima, der viele Sauerstoff sind Gold wert. Aber es geht eben nicht so gut, wie Madame es gerne hätte. Wenn die Trigeminusplagen statt wie im deutschen Sommer nicht rund um die Uhr in meinem Gesicht wüten, sondern “nur” 20 Tage im Monat, ist das phantastisch.
Früher wäre ich an den zehn Tagen aus dem Haus gestürmt, hätte Expat-Events besucht, gefeiert oder wäre stundenlang durch die Straßen gewandert, um jede noch so mausekleine Ecke zu entdecken. Jetzt habe ich auch noch die beknackte Mastozytose an der Backe.
Nach dem Motto: die Tür, die am meisten quietscht, bekommt das Öl, merke ich besonders dann, wenn die noch schlimmere Plage mal Ruhe gibt, wieviel Energie die Mastzellerkrankung aus mir heraussaugt.
Die emotionale Fallhöhe zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist in der schönsten Stadt der Welt enorm hoch. In Düsseldorf warten keine Architekturträume auf mich, keine Wasserwege alle paar Meter, keine Straßen, die ich Tag und Nacht beseelt durchwandern möchte. Da schaue ich mir gottergeben eine Staffel Downton Abbey auf Ex an und wenn die übleste Zeit herum ist und ich mal wieder einen fitten Moment habe, erledige ich, was zu erledigen ist.
Daß ich in diesem Sommer nicht viel von Stockholm erlebte, hat aber noch einen anderen Grund. Einen sehr schönen. Ich kenne einfach zu viele liebe Menschen hier. Und wenn ich mich entscheiden muß, ob ich mein Kraftpäckchen in ein Treffen mit Freunden investiere oder alleine durch die Stadt streife, ist logisch, was gewinnt.
Einfach wunderbar, daß mir all diese Menschen geblieben sind, obwohl ich zwei Jahre nicht in natura bei Ihnen war! Ein Hoch auf Social Media und all die tollen Möglichkeiten, am Leben ferner Freunde teilzuhaben!
Finales Sommer-Chillen mit Freunden auf Långholmen |
Und zurück geht’s Richtung St. Eriksplan über die Västerbro mit einer der schönsten Aussichten.
Warum ich nicht noch länger in Stockholm bleibe, angesichts der weiteren Hitzeperioden in Deutschland?
Weil meine Mission 2015 lautet, einen neuen Lebensort in Deutschland zu finden. Das schwüle Rheinklima Düsseldorfs verschlechtert meine Krankheiten von April bis Ende September massiv. Und in Deutschland muß ich mit 1,5 Beinen immer bleiben, weil das schwedische Gesundheitssystem leider keines ist, in dem man sich mehr als Schnupfen oder einen gebrochenen Zeh zulegen sollte.
Nachdem Kiel sich als zu windig entpuppt hat und Lübeck als faktisch und emotional zu klein, liegt im Moment Hamburg im Fokus. Und ob Hamburg für mich auch im Sommer einigermaßen überlebbar wäre, kann ich ja nur herausfinden, indem ich dort in den übelsten Hitzezeiten ein wenig Zeit verbringe.
Also genau JETZT.
Schluck.
Heißt: meinen mobilen Haushalt einpacken, kiloweise Abschiedsschmerztaschentücher bereithalten und ein wenig Dreck in der Wohnung verteilen, damit sie so sauber ist, wie vor meinem Einzug.
Auf nach Hamburg zum Probeatmen!
Der letzte Morgen mit Aussicht de luxe |
Warten auf den Zug und ein letzter Blick zurück zu “meinem” Quartier |