Immer, wenn das Einheitsgrau über der Stadt wabert – also rund 90% des Jahres – brandet meine Sehnsucht nach Stockholm auf. Dann träume ich, wie es wäre, wenigstens einen einzigen Tag meines Lebens wieder gesund zu sein. Keine brüllenden Schmerzen. Keine 1000 Symptome. Dafür Energie.
Was täte ich an einem solchen Tag?
Ich würde das Notwendigste in mein rotes Köfferchen werfen und zum Flughafen aufbrechen. Schließlich müßte ich keine Angst haben, schon auf dem Weg dahin zusammenzuklappen.
Dann würde ich mit dem Gefühl krizzeligen Glücks, das mich jedes Mal durchströmt, wenn der Flieger sich der Schären-Landschaft nähert, aus dem Fenster schauen.
In Stockholm selbst würde ich die hektische Stadt mit der Tunnelbana unterwandern und mich an “Slussen” an die Luft setzen lassen. Mit einem vorfreudigen Lächeln hüpfte ich auf die Djurgarden-Fähre.
Mit der Nase im Wind, würde ich jedes Sauerstoffteilchen begrüßen, den dezenten Duft von weitem Wasser inhalieren.
An Land dürften die Massen gerne im Vergnügungspark Gröna Lund verschwinden und mich alleine durch die historischen Gassen und Waldstücke zu meiner Smultronställe “Rosendahl’s” spazieren lassen.
Im Gewächshaus-Café wartete mein geliebter Morotskaka auf mich. Mein Körper würde wegen der Zutaten nicht abdrehen. Ich glaube, ich würde so viel von ihm futtern, wie in mich hinein paßt. Und das kann bei Morotskaka eine ganze Menge sein.
Unter meinem Lieblings-Apfelbaum lägen mein Morotskaka-Bauch und ich zufrieden in der Sonne. Denn ich könnte essen, was ich wollte und nicht nur eine Handvoll pure Sachen.
Über uns zögen weiße Schäfchenwolken dahin.
Und irgendwann, wenn die Trägheit satt wäre, spazierte ich zurück zum Boot und setzte wieder nach Södermalm über. Schließlich wartete noch ein lauer Sommerabend mit Freunden im “Mosebacke” auf mich.
Das wär ein verdammt schöner Tag!