Mieses Reisehaarfönkarma

Fön, Föhn, Haartrockner, Reisehaarfön, Reisefön, Reisehaartrockner,Haare trocknen, Fön kaufen, Humor, Blog, Frau E. notiert

Wenn Männer genauso unter meinen Händen zu Tode zerschmelzen würden wie Reisehaarföne, hätte ich ein logistisches Problem. So habe ich aber auch ein Problem.

Sommer 2013 in Stockholm. Mein kleiner Reisehaarfön hat seinen Föngeist aufgegeben. Glücklicherweise erst, als 70% meiner Haare schon trocken waren.

Ich gehöre nämlich zu den Spezialistinnen, die sich sofort eine Lungenentzündung mit mehrmonatiger Reha einfangen, wenn sie sich die Haare nicht knochentrocken fönen. Mit Bewunderung und Neid verfolge ich Frauen, die sogar im Winter lufttrocknen lassen.

Mein letzter Versuch war auf den Seychellen. Da kam ich mir arg albern vor, bei 35 Grad die Haare zu fönen. Vor allem, weil man dann gleich wieder duschen konnte. Ich ließ es. Am nächsten Tag hüstelte ich meinem LAM* gepflegt einen vor.

Mein kleiner Fön starb also unter rotem Glühen und ich schleppte mich unwillig zu ÖoB, um ihn zu reklamieren.

ÖoB ist eine Tiefpreiskette, in der Euromigranten nicht auf der Stelle einen Weinkrampf angesichts der Preise bekommen.

Umtauschen gestaltet sich in Schweden immer sehr einfach. Der handelsübliche Schwede scheut jeden Konflikt wie der Teufel das Weihwasser. Und meine deutsche Gesprächigkeit läßt kommende Konflikte ahnen.
Also tauscht man mir erfahrungsgemäß lieber alles um, um ja nicht in ein längeres Gespräch verwickelt zu werden.

Ich baue mich also vor der süßen Schwedin auf und erzähle, daß ich gerne denselben Fön noch einmal hätte.
Der ist slut – also ausverkauft.
Heul.

Gibt es einen Ähnlichen?
Der Ähnliche ist viel größer, teuer und – was das Schlimmste ist: so ein lila-weißer Mädchen-Fön. Ich mag aber keinen lila-weißen Mädchen-Fön.
Jetzt treffe ich eine fatale Fehlentscheidung: ich beschließe, nochmal woanders zu schauen.

An der Kasse beginnt das Mädchen zu grübeln.
Sie können meinen toten Fön übrigens nirgendwo in der Liste finden.

Das halte ich für unwahrscheinlich.
Sie nicht.
Ich doch.
Am Ende sie auch.
Ich bekomme eine Gutschrift.

Das löst aber mitnichten mein Problem.

Zuhause überlege ich, warum mein Fön nicht in der Liste gefunden wurde.
Dann wird mir kurz heiß und kalt.
Peinlichkeit breitet sich aus…

Ich sehe vor meinem geistigen Auge den zweiten grau-schwarzen Reisehaarfön in meiner deutschen Wohnung herumliegen. Den, den ich nicht eingepackt habe. Den, der in Wirklichkeit von Ö&B ist.

Flööööt..

OK, morgen fahre ich zu Elgiganten, so einer Art Saturn auf Schwedisch, und kaufe mir fix ein besseres Exemplar.

Am nächsten Tag aber erwache ich mit Migräne.
Ich fahre also nirgendwo hin, beschäftige mich aber den ganzen Tag mit der Tatsache, daß ich spätestens morgen früh einen Fön brauche.
Als die Migräne abends nachläßt, haben die Geschäfte gerade geschlossen.
Ich beginne, verdammt sauer auf mich zu werden.

WARUM hab ich den häßlichen, teureren, größeren Fön nicht einfach gekauft? Stirbt ja wahrscheinlich auch nach 15 Anwendungen, dann ist er sowieso aus meinem Sichtfeld.

Ich gurke also zu Elgiganten. Dort gibt es denselben häßlichen, teureren, größeren Fön wie bei ÖoB.
Hmm, denke ich, nun habe ich ja noch den Gutschein.
Laufe ich doch fix zu dem anderen ÖoB in der Nähe und kaufe den häßlichen, teureren, größeren Fön dort.

Marschier.
Marschier.

Bei dem anderen ÖoB haben sie den Fön. Theoretisch.

HEUTE ist er aber slut. Ich solle in einer Woche nochmal wieder kommen. Das willst Du nicht wirklich, denke ich, und dackel mit latentem Aggressionspotential wieder aus dem Geschäft.

Erwähnte ich mal an einer Stelle, wie toll ich Shoppen finde? 😉

Marschier.
Marschier.

Zurück bei Elgiganten.
Ich hätte dann gerne dieses Modell hier..
Oj, der ist slut.

Mein Impuls möchte einmal kräftig in das Regal mit den Fönen treten. Bis es laut umkippt und ich dann nochmal schreiend auf den anderen, riesigen Fönen herumtrampeln kann.

NIE wieder werde ich mir die Haare waschen können. NIE wieder. Mein Dasein ist beendet.

Die junge Verkäuferin sieht meine Verzweiflung und macht etwas enorm Unschwedisches: Sie agiert serviceorientiert. Ihr Tip: Clas Ohlson.

Mein guter alter Freund Clas. Wie konnte ich dieses Einkaufsparadies für Technik- und Dekofreaks vergessen!

Marschier.
Marschier.

Bei Clas Ohlson finde ich einen viel schöneren, kleinen Reisehaarfön, als alle Modelle, die ich hätte kaufen können, wenn sie denn vorrätig gewesen WÄREN.
Er bzw. sie heißt Coline und erobert mein Reisehaarfönherz im Sturm.

Ich freu mich. Hat sich das ganze Theater doch noch gelohnt. Erschöpft wühle ich mich durch vier Millionen Touristen zur Tunnelbana. Prickelkalte Dusche, ich komme!

Als ich nackt am Fön vorbei Richtung Bad hopse, bin ich neugierig, wie mein neues Schätzchen klingt. Es gibt gemütliche Föntöne und es gibt diese hysterischen, die einem wie eine südamerikanische Furie auf Extasy ins Ohr kreischen.

Stecker rein. “On” gedrückt.

PENG!
PUFF!

Funken sprühen und dann wird es still.
Totenstill.

Ja, es gibt mieses Reisehaarfönkarma.

______________________________________________

In dem Text sind drei Spartips für Stockholm versteckt. Wer hat sie gefunden? 😉

* LAM = Lebensabschnittsmann