Männer, die kochen, haben besseren Sex, titelte meine geliebte Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in der letzten Ausgabe.
Die Kausalität wurde mir nicht auf Anhieb klar.
Fehlt da der Zusatz “in der Küche”?
Im Geiste ging ich meine LAMs und ihre Kochtalente durch.
Es gab da diesen LAM, der nach unseren ersten Dates auf neutralem Boden nachts quer durch Düsseldorf fuhr, um mir eine handgeschriebene Einladung zum selbstgekochten Essen auf Büttenpapier in den Briefkasten zu werfen.
In Zeiten von “Heute treffen?”-SMS hat mich das sehr beeindruckt.
Ich fuhr also hin.
Während er wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen Küche und Eßtisch hin- und herflitzte, dachte ich darüber nach, ob ein Hauch Perfektionismus weniger uns beide nicht etwas mehr entspannt hätte.
Zur Vorspeise gab es den “sexiest salad in the world”.
Nicht, daß ich den sexy fand, aber der hieß so.
Der angehende LAM hatte sich extra ein Kochbuch von seiner besten Freundin geliehen und sogar probegekocht.
Das fand ich ganz zauberhaft.
Wir aßen also den köstlichen Feigensalat, doch bevor es knistern konnte, verschwand die Schnitte in die Küche.
Und ich saß da.
Allein.
Beim perfekten Dinner würde man jetzt in der Wohnung herumstreichen und in den Klamotten das Gastgebers herumwühlen.
Das hätte ich vielleicht gerne getan, aber weil ich gut erzogen bin, harrte ich am perfekt gedeckten Tisch aus.
Und harrte.
Und harrte.
Aus der Küche klang Geklapper und Scheppern und Fluchen und dann eine Weile nichts.
Ich sprang auf und wollte erste Hilfe leisten – was im umgekehrten Fall sicher nötig gewesen wäre – aber die war zu dem Zeitpunkt nicht erwünscht.
Also saß ich wieder.
Irgendwann kam es dann endlich zum Sex Hauptgang.
Der war perfekt.
Nun bin ich, was das Gourmet-Niveau von Essen angeht, schon immer leidenschaftslos gewesen.
Mir schmeckt basic.
Hauptsache natürlich und gesund und ohne Tierleichen.
Leider fiel meine Verbalextase deshalb nicht angemessen aus.
Aber es gab ja noch einen Nachtisch.
Die Schnitte verschwand also wieder in der Küche und den Rest des Abends habe ich am Tisch verschlafen.
Wie der Abend weiterging, habe ich leider vergessen.
Früher oder später kam es mit meinem angehenden LAM dann doch noch zum Sex.
Ob der am Ende besser war, als ohne die vorangegangene Kochorgie, wage ich aber zu Bezweifeln.
Meist wurschteln männliche Kochfreaks – oder Gastrosexuelle, wie es der Autor des Artikels buchverkaufsfördernd nennt – wahnsinnig selbstzufrieden durch ihre hochglanzpolierte Küche.
Ich finde es nicht ausnehmend sexy, wenn Männer sich so verliebt in Küchenspezialgeräte zeigen.
Gute Ausstattung weiß ich zu schätzen.
Aber müssen es Küchengeräte sein?