Kennt Ihr Tage, die so furchtbar sind, daß Ihr irgendwann kurz vorm Amoklauf steht?
So ein Tag war Mittwoch. Rummms, rummms, ein Meteor nach dem anderen schlug in Körper und Seele. Ich wollte nach dem übelsten Arzttermin seit ewig nur noch heil zuhause ankommem und nie mehr was von diesem Planeten hören.
NIE.
MEHR.
Doch zwischen mir und meinem Bett liegen stets noch ein bis vier Parkplatzsuchrunden durch mein Wohnviertel. Da kommt Freude auf, wenn die Migräne tobt.
Ha! Eine Lücke!!!!!!!!!!!! Tirili..
Ich bremse, daß ich fast das Armaturenbrett knutsche. Blinke und rolle los, um rückwärts einparken.
Da naht von hinten so eine Yuppie-Trulla in einem Smart. Sie schaut auf mich und dann auf die Parklücke.
Die wird doch nicht?!
Doch, die will tatsächlich vorwärts in MEINE Lücke.
Nun muß man dazu sagen: Man findet in Hamburg leichter einen guten Lover als eine Parklücke. Deshalb gab jetzt auch nicht die Klügere nach. Schon gar nicht in der Verfassung.
Ums. Verrecken. Nicht.
Kurzfristig war ich bereit, meinen Polo zu Schrott zu fahren für diese Lücke.
Ja, ich.
Die ich mich zwischen Taubenschiß und Auto werfe, damit kein Dreck auf den Lack kommt.
Die ich jede Fuge meiner Felgen einzeln poliere.
Und deren Auto nach 2,5 Jahren immernoch aussieht wie frisch vom Band.
Ja, ich wäre an dem Punkt bereit gewesen, den Wagen zu Mus zu fahren.
Ihren. Und meinen.
Ohne mit der Wimper zu zucken.
Vermutlich wäre ich damit auch noch durch gekommen. Verminderte Zurechnungsfähigkeit oder so.
Röööööööhr. Rööööööööööööööööööööööööööhr.
Ich lasse das Standgas aufheulen. Trulla bremst irritiert. Dann lockere ich die Bremse.
Sssssssssssssiiitttttttt.
Rase zurück in einem Zug in die Lücke. Millimeter an ihrem Lack vorbei.
Steige aus und setze meine Sonenbrille auf.
Trulla zeigt mir einen Vogel.
Jetzt würde ich gerne den Rauch von meinem Colt weghauchen.
Auf dem Weg zu meiner Wohnung fange ich plötzlich an zu lächeln.
Man sollte einen Tag nie vor dem Abend abschreiben.