Der Tag, an dem ich mir Barcelona anschauen mußte (1/5)

Meine Tourismusaktion in Barcelona steht unter dem Motto:

Wo ich schon mal hier bin.

Ich werde durch diese Stadt wandern,
weil ich eh schon mal dort bin.
Und schon mal dort bin ich, weil ich
endlich meine Freundin besuchen möchte, die seit Jahren in einem
kleinen Dörfli zwei Stunden nördlich von Barcelona wohnt.

Einfach nur so bekämen mich keine zehn
Pferde hier hin.

Und auch kein Flugzeug.
Ich mag Spanien nicht.
Ich mag die verputzen Häuser nicht und
nicht die herumhängenden Kabel.
Ich mag die Quadratrillenbetonplatten
auf dem Bürgersteig nicht und nicht die neonlichtdurchfluteten
Einheimischencafés.
Ich mag die Sprache nicht.
Ich mag keine Tapas und die anderen
frittierten Sachen mag ich auch nicht.
Wärme mag ich nicht und eine Welt, in
der alles Terracottafarben zu sein scheint.
Die Felder, die Felsbrocken, die
Häuser, die Kacheln.
Jeder hat wohl Länder, zu denen er
eine negative Grundeinstellung hat.
Egal, ob er dort gewesen ist oder
nicht.
Mangels Zweitnutzung eines tollen Hotels, ersparte ich mir das übliche Hotel-Benchmark.

Zugegeben: ein klein wenig habe ich
schon geschaut.
Und die Hotel-Fetischistin in mir hat
traumhafte Design-Hotels gefunden.
Pur, weiß, leer, eckig.
Ein Traum!
Zu meinen Reisedaten paßte aber leider
keiner dieser Träume.
Also entschied ich mich, dort zu
nächtigen, wo ich weiß, was ich bekomme: im Novotel.
Hier habe ich stets viel Platz, helles,
klares Design, WiFi, meist sogar eine Regendusche und – das
Allerwichtigste – einen Wasserkocher auf dem Zimmer.
Für einen Tee-Freak ein
hotelentscheidendes Merkmal.
Reise ich ins Novotel, kann ich rund
1000 Kubikzentimeter mehr einpacken.
Hartes, deutsches Brot zum Beispiel.
Ein nicht zu unterschätzender Benefit.
So gerüstet ächzen mein Koffer und
ich aus der Metro.
 
>> Fortsetzung folgt…