Der London-Quickie (1/4)

Vor allem den zwischen Plan und RealitĂ€t.. 😉

Ende Dezember 2012
Meine Urlaubstage habe ich mit so erquicklichen Dingen wie SteuererklĂ€rung und Kellerausmisten gefĂŒllt.
Vor den Toren DĂŒsseldorfs war ich immernoch nicht.

Nach diversen von einer Schniefnase torpedierten Stockholm-Versuchen und meiner Fluchtverhinderung durch Air Berlin kommen mir die krudesten Ideen.

Und so stehe ich wieder am DĂŒsseldorfer Flughafen.
Ziel diesmal: London.

Am Abend findet eine große Internations-Party statt.
Ich liebe diese Social Community!

Die Welt wird ein Dorf und auf jedem Event lernt man spannende, weltoffene Menschen kennen, sei es in DĂŒsseldorf, Stockholm oder Timbuktu.

Oder eben in London.

Nun ist es sicher nicht jedermanns Sache im verregneten Dezember nach London zu reisen.
Meine schon.
Muß ich wenigstens keine Sonnenbrille aufsetzen.

Mein zweiter Vorname ist Plan.
FĂŒr heute sieht der vor:

16.50 Abflug
17.15 Landung (Ja das geht… London-Time)
18.30 Strandung im Hotel, Zimmer entern und umgehender Powernap. Denn sollte ich nach 21.00 Uhr bei der Party einchecken, mĂŒĂŸte ich 20GBP extra zahlen.
19.00 Wachkoma verlassen und aufrĂŒschen.
19.20 Frau E. startklar
19.50 Auf der Party eintrudeln und SpĂ€ĂŸken haben.

Oh, oh, sagt die nette Lufthansa-Kollegin am Gate.
Oh, oh, heißt: ich stehe auf der Warteliste und es wird voll
Sehr voll.

Aber nach 13 Jahren standby-Fliegen habe ich mir einen passenden standby-Modus antrainiert:

resignativ die FAZ lesen, bis fast alle eingestiegen sind, eine Augenbraue hochziehen und dann sehe ich entweder ein LĂ€cheln oder ein Schulterzucken.
Diesmal sehe ich ein LĂ€cheln.

PĂŒnktlich um 17.15 Uhr landen wir in London.
Ich freue mich wie eine Schneekönigin.

Fröhlich pfeifend marschieren mein rotes Köfferchen und ich durch die GÀnge.
Und marschieren.
Und marschieren.
Und..

Aber ich will Euch nicht langweilen.

Alle, die bereits durch Heathrow gelaufen sind, wissen, was ich meine.
Und dem Rest empfehle ich bequeme Schuhe.

In der Serpentinenschlange nÀhere ich mich millimeterweise den Grenzbeamten.
Ich schaue auf die Uhr: den nÀchsten Heathrow Connect Train kann ich sogar noch erwischen.

Das ist der kleine Cousin vom Heathrow Express.
Kostet lediglich die HĂ€lfte und ist nur unwesentlich langsamer.

“Your ID, Mam”

Der graumelierte Herr ist so charmant-distinguiert, daß ich ihm am Liebsten eine Stelle als Butler der Queen ans Herz legen wĂŒrde.
So sind sie die Briten.

“I’m sorry, Mam, but i can’t let you pass the border.”
Sie können was nicht??
“You are on the list of Interpol.”

Rumms..

Gibt es eigentlich einen Begriff fĂŒr den Zustand, wenn einem in Bruchteilen von Sekunden das ganze Blut in die Schuhe plĂ€tschert und man oben im luftleeren Raum schwebt?

Kurz ĂŒberlege ich, einfach ĂŒber die schwarze Linie zu rennen.
Aber mit Rennen ist nicht mehr viel in meinem Zustand.
Und ich befĂŒrchte, die Jungs mit den Pistolen sind schneller.

Ich fasel etwas, an das ich mich nicht mehr erinnere und halte ihm meinen Lufthansa-Ausweis unter die Nase.
Mehr habe ich nicht zu bieten.

Der nette Herr sieht, daß ich in KĂŒrze aus den Gummistiefeln kippe.
“Don’t worry, Mam, I’ll make some phone calls and see what I can do.”

Phone calls können lange wirken, wenn man auf einem StĂŒhlchen außerhalb Großbritanniens sitzt und alle anderen Passagiere einen mustern, als wĂ€re man aus einem Erdloch in Afghanistan geflohen.

Dann kommt er zurĂŒck.

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