Blutlachentsunami oder Frau E. kocht..

Die meisten Unfälle passieren im Haushalt. Jou. Mal eben noch das selbgebackene glutenhistaminlaktosehefesauerteigfreie Brot schneiden, während das Essen in der Pfanne brutzelt.

Zack.

Stille.

Kreisch.

Dieser Moment, wenn man realisiert, daß es nicht das Brot war, das man beherzt gesäbelt hat.

So oft wie ich mich in der Küche zerlege, sollte ich eigentlich mal das Verbandszeug dort deponieren. Stört mich aber, wenn es nicht in der Medizinkiste liegt.
Und wirkt wie schlechtes Karma. Nach dem Motto: wenn es schon hier steht, will es ja auch genutzt werden.

Also rüber ins Arbeitszimmer.
Beim Blick auf den Fußboden hinter mir konstatiere ich, daß es wohl doch das kleinere Übel wäre, Pflaster in der Küche zu verwahren.

Ein Glück ist mir das nicht in meiner Stockholmer Sommerwohnung 2013 passiert!

Der Besitzer hatte mir extra eine 25-minütige Einweisung gegeben, wie der schneeweiße, superduperoffenporige, irgendwie milchig geseifte Holzboden von achtzehnhundertirgendwas zu behandeln sei.

Am Besten sollte ich gar nicht auftreten in der Wohnung. Und wenn ich denn schon nicht fliegen könne, dann doch bitte wenigstens durchgehend in weißen Socken herumhuschen.

Ich besitze aber seit den 80ern keine weißen Socken mehr. Und so schaute er mißbilligend auf meine hellbraunen und ich hatte den kompletten Sommer Streß. Noch nie habe ich meinen Roibos-Tee so ängstlich betrachtet.

Natürlich ging einmal doch etwas schief. Ein Tropfen und ausgerechnet im zentralen Durchgang. Ich sank auf die Knie und tupfte darauf herum, wie man ein 500g-Frühchen betatschen würde. Der Fleck ging nicht weg. Dafür die weiße Farbe.

Nun war also um den Fleck herum ein dicker hellbrauner Holzrand. Er schrie: Guck Dir das an! Die Schlampe hat mich ruiniert!

Bei der Wohnungsübergabe blieb ich wie angewurzelt darauf stehen. Dann rannte ich schnell hinaus mit meinen Koffern.

Jetzt bin ich gerade zum ersten Mal dankbar für das fiese Laminat in meiner Düsseldorfer Wohnung. Pflaster drauf, zurück in die Küche, wo das bereits leicht angekokelte Essen mich vorwurfsvoll ansieht.

Supp

Supp.

Oh.

Wieder zurück ins Arbeitszimmer. Ich hatte doch mal diese Kompressen, um daraus einen Druckverband zu basteln? Ja, super. Ganz unten, in der schneeweißen Kiste.

Supp.

Inzwischen sieht es bei mir aus wie in der Requisite für Massenmordgemetzel 3.

Vor einiger Zeit passierte mir Ähnliches.
 
Damals hielt das Pflaster.

An dem Tag hatte ich nachmittags sowieso einen Termin beim Arzt. Als wir fertig waren, fragte ich beiläufig, ob er mir kurz ein neues Pflaster geben könne. Er zog das alte ab und zuckte vor einer kleinen Blutfontäne zurück.

Er schaute mich an und die Wunde und meinte, das müsse doch höllisch wehtun. Ich schaute ihn an und die Wunde und meinte, daß ich Trigeminuspatientin bin. Gegen suicide pain ist selbst ein abbes Bein ein zartes Kitzeln.

Das stimmt natürlich, meinte er, und bastelte mir einen so kunstvollen Verband, daß mich beim Rausgehen eine Dame fragte, wie es denn zu dem Unfall gekommen sei.

Küche halt. Küche und ich, das ist nix. Beim Schrauben an meinem Oldtimer ist mir nie so was passiert.

Ich glaube, ich frage mal bei meiner Krankenkasse nach, ob ich nicht vielleicht doch endlich den schmucken Zivi für meinen Haushalt bezahlt bekomme.
Unterm Strich würde sich das für die rechnen.