Mittsommerfest auf Fjäderholmarna

Mittsommer heißt: es regnet am Tag vorher in Strömen und am Tag danach.
Wenn man Glück hat, am selbigen nur phasenweise.
Oder sogar überhaupt nicht.
Und wir hatten viel Glück!

Die Warteschlange am Strandvägen

Pünktlich zur Mittagszeit reiht sich unsere Gruppe in die schier endlose Schlange am Nybrokaj ein.
Schweden sind sehr sittsam und geduldig, wenn es ums Schlangestehen geht.
Da haben sie etwas mit den Engländern gemeinsam.

 

Noch lächelt sie. 😉

Die Sonne strahlt und ich strahle auch.
Ich war nämlich vorher in der Apotheke und habe Doping für eine Seereise erworben.
Daß die Reise nur 30 Minuten dauert, habe ich geflissentlich verschwiegen.

Meiner Meinung nach stehen vor uns Passagiere für drei Boote.
Der Meinung ist der Aufdiebootejager aber nicht.
Er meint, wir passen alle in ein Boot und so kommt es auch.

Während sich neben uns eine Gruppe junger Östermalmare mit Champagner
aus goldenen Metallbüchsen warmsingt, schaue ich auf das vorbeigleitende
Wasser und genieße den frischen Wind um meine Nase.

In der Hafeneinfahrt von Nacka Strand

Kurzer Zwischenstop an Nacka Strand und schon landen wir auf Stora Fjäderholmen.

Anlandung auf Fjäderholmarna

Die Menge ergießt sich auf die Insel.
Das taten schon rund 40 Bootsladungen vorher.

Ich überlege kurz, ob eine Insel durch Überlastung im Meer untergehen kann, entscheide mich dann aber dagegen.

Hier möchte man wohnen! 1 Mio. andere auch.. 😉

Vor allem Eltern mit kleinen Kindern hüpfen bereits singend um die Maistange.

Tanz um die Majstang

Im Schatten knorriger Bäume gestalten wir ein Picknickdecken-Patchwork
und wenige Minuten später stehen unzählige Tupperdosen, Keksschachteln
und Weinkartons darauf.

Genau diese Szene mußte Monet auch gesehen haben, bevor er zu malen begann!

Ja, Weinkartons, liebe deutsche Mitbürger.
Die sind hier durchaus üblich.
Selbst als Nicht-Weintrinkerin rollen sich mir bei diesem Anblick gerne
mal die Fußnägel auf, aber bei einem Picknick sind Tetrapacks durchaus
praktisch.

Mein Deckennachbar offeriert mir den eindeutig leckersten Hering-Kartoffel-Salat auf Erden.
Im Tausch darf er als Erster meinen Keks-Karton entern.
Es geht doch nichts über ein intervallartiges Wechseln zwischen Fisch und Keksen! (Nein, ich bin nicht schwanger.. 😉 ).

Der weltbeste Salat – oder was davon übrig ist…

Im Lauf der nächsten Stunden vertilgen wir eigentümliche Speisefolgen aus Salatkreationen verschiedener Nationen, Sandwiches, Tapas
und vielerlei Brownies, Muffins und Keksen.
Untermalt wird das Gelage von unserem Stimmengewirr aus Schwedisch, Englisch, Italienisch, Deutsch und Arabisch.

Ihr vermutlich erster Mittsommer-Kranz

Dann drehe ich mich zur Seite und verliebe mich schlagartig in ein kleines Knutschgesicht.
Sie schaut zwar etwas zweifelnd, aber recht hat sie: so ganz ausgereift ist ihr Mittsommerkranz noch nicht.

Nach dem Essen sollst Du ruhn oder einen Blick in die Bäume tun. Ich entscheide mich genau dafür.
Herrlich!

Mein Bergaufblick von der Picknickdecke

Die anderen spazieren um die Insel, was bei einer Breite von maximal 400m und eine Länge von ca 300m schnell erledigt sein wird.

Ich nutze die freie Zeit, um die Augen zu schließen, die Bäume über mir Rauschen zu hören und die Luft zu schnuppern mit ihren Aromen von See, Gänseblümchen, feuchter Wiese, Schokomuffins und purem, schwedischen Sommerleben.

Am Ende werde ich doch neugierig und spaziere los.

So sieht eine glückliche Frau aus!
Ein Café auf Fjäderholmarna

 

Das ist eine schwedische Insel-Tankstelle.. 😉

Und ehe ich mich versehe, neigt sich dieser wunderbare Tag dem Ende zu und wir stehen wieder ordentlich in einer Schlange, um den Weg zurück ins Großstadtleben anzutreten. Die meisten davon vermutlich mit einem tiefen Seufzer im Herzen.

Hejda ön! Det var en trevlig dag!