Mein Hotel-Tipp für Umweltkranke: Das wunderschöne Gutshaus Stellshagen

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[Anzeige – OHNE finanz. Vorteile!] Kürzlich genoß ich fünf Tage im Paradies für Umweltkranke. Das Paradies heißt Hotel Gutshaus Stellshagen und wurde mir von einer Freundin empfohlen, die wußte, wie baubiologisch perfekt es ausgebaut worden war.

Allein beim Wort “Gutshaus” war ich schon geflasht. Ich liebe alles Historische! Schon als Kind habe ich Serien geschaut, die an solchen Orten spielten. Ein Studienfreund von mir, einer der originellsten Menschen, die ich bis heute kennengelernt habe, spielte vor vielen Jahren in der Reality-Doku-Serie “Abenteuer Sommerfrische 1927”  auf dem Gutshaus Beelitz mit.

Und heute bin ich glühender Fan der Serie Downton Abbey.. Das Wort Gusthaus zieht bei mir also per se schon mal.

Wie bei Gutshäusern so üblich, liegt es inmitten von Ländereien. Drum herum ist also nichts Städtisches, Chemisches, Reizendes. Und die Ländereien werden rein biologisch betrieben.

Zum Gutshaus gehören diverse Anbauten, in denen sich Ferienzimmer oder – wohnungen befinden.

Dazu gibt es ein Seminarhaus, ein Gebäude für Gesundheitsanwendungen körperlicher und seelischer Art. Sogar Traumatherapie oder Heilhypnose. Theoretisch könnte man sich dort also innerlich wie äußerlich wieder auf die Beine stellen lassen.

Wichtig für mich war: es ist baubiologisch gebaut und eingerichtet. Die meisten Möbel schon viele Jahre alt, ebenso wie die Böden, also auch das Holz hat sich schon ziemlich ausgepowert mit seinen Terpenen % Co..

Und was soll ich sagen?
Fünf Tage war ich dort. Die meiste Zeit – wie üblich – im Bett, aber so glücklich war ich im Bett noch nie. Zumindest nicht alleine. 😉 Manchmal lag ich auch einfach stundenlang auf der Bank im Garten und genoß diese Aussicht.

Ich lag dort, lauschte der geradezu pervers granatenmäßigen Ruhe. Und atmete. Frische, sauerstoffreiche Landluft ohne Pestizide. Weil direkt drum herum nur Bio-Bauern sind. Was für ein Geschenk! Als chronisch Kranke habe ich eigentlich keine anderen Wünsche, als einfach mal in Ruhe krank sein zu dürfen.

Fünf Tage habe ich kein einziges Schmerzmittel gebraucht! Unfaßbare fünf Tage keine Migräne!!! FÜNF!
Kein Herzrasen, keine ständige Übelkeit und vieles mehr. Nur meine Fatigue und ich.

Und ich habe geschlafen. Einfach so. Ohne Herzklabaster. Ohne Schlafmittel. Ohne Zähnezusammenbeißen. Einfach geschlafen wie ein Baby. Das alles wegen der tollen Baustoffe und fehlenden WLAN-Strahlung.

Besäße ich das Portmonnaie von Udo Lindenberg, hätte ich direkt das Zimmer, in dem ich wohnte, auf Dauer angemietet. Denn nur so eine Umgebung befähigt mich, mit klarem Verstand eine dauerhafte Alternativlösung voran zu treiben.

Ich bin nach vielen, vielen Jahren Tüftelei auch bereits extrem nah an einer Lösung dran, doch ist es wahnsinnig schwer, chronisch vergiftet und schwer behindert, neben der normalen Komplettüberforderung mit Haushalt und Krankenkassentheater noch ein Tiny House in MCS-tauglicher Ausführung zu planen.

Bevor ich wieder nach Hause mußte, standen mir Tränen in den Augen. Ich wollte mich am nächsten Baum anketten, nahm davon aber doch Abstand. Hätte ich es mal getan!!! Der Absturz zurück in meiner Gift- und WLAN-Hölle war unfaßbar.

Weil ich anderen in meiner Lage diese tolle Erfahrung auch von Herzen gönnen würde, gleichzeitig weiß, wieviele Infos auf normalen Hotelwebseiten für uns Umweltkranke fehlen, habe ich jetzt mal alle Bereiche so detailliert wie möglich beleuchtet.

Ich hoffe, die Aufstellung kann Euch helfen, sofern es Euch noch praktisch wie finanziell möglich ist, ein paar Tage Auszeit zu nehmen.

Detail-Informationen zum Gutshaus Stellshagen für Umweltkranke

Vor der Reise

Vor der Reise müssen wir MCSler ja immer schon 1.000 Umstände abfragen. Was bei mir inzwischen dazu geführt hat, erst recht zuhause liegen zu bleiben..
Wann wurde das alles gebaut bzw.. das letzte Mal etwas renoviert? Mit was wurde renoviert? Aus welchem Holz besteht der Boden? Mit was streichen Sie die Wände? Wie alt sind die Holzmöbel? Mit was waschen Sie die Bettwäsche? Liegt dort Teppich und wenn ja, welcher? Wieviele WLANs haben Sie und wo stehen die Router?

Bei den meisten Hotels ist nach der dritten Frage plötzlich alles ausgebucht. Oder man wird angeranzt. Hier nicht. Der Mitarbeiter Herr S. hatte am Telefon eine Engelsgeduld und mir in keinster Weise das Gefühl vermittelt, hysterisch zu sein mit den Baustoffen. Im Gegenteil. Vieles hat er sogar von alleine noch weiter mitgedacht.

Zum ersten Mal wurde ich wieder als vollwertiger Mensch behandelt und nicht wie eine lästige Bettwanze! Ich hatte also bereits im Vorfeld ein Gefühl der Sicherheit, daß – wenn was nicht passen sollte – man das Problem ernst genug nehmen würde, um eine Alternative im Komplex zu suchen. Vielen lieben  Dank Ihnen dafür, Herr S.!

Die Anreise

Die Anreise aus Hamburg habe ich ganz bewußt nicht über die stressige Autobahn Hamburg-Lübeck gemacht, sondern über Land via Mölln und den Ratzeburger See und Niendorf. Das war eine wunderbare Entscheidung!

Die Fahrt dauerte 1,5h und ich zuckelte gemütlich mit einer Pause an einem der Seen Richtung Bett. Lange habe ich nicht eine solche Freiheit empfunden! Und immer wieder hielt ich an, begeistert über die absolute Ruhe in den winzigen Ortschaften, wie zum Beispiel an der schönen Kirche hier in Roggenstorf.

Roggenstorf

Die Zimmer

Mein Zimmer lag im ersten Stock des Gutshauses selber. Einen Fahrstuhl gibt es hier im Haus nicht, aber in meinem Tempo war das zu bewältigen, denn mit dem Gepäck wurde mir lieb geholfen. Ebenerdige und speziell behindertengerechte Zimmer gibt es hier aber auch einige!

Oben angekommen riß ich die Fenster auf und hörte nichts. NICHTS! Es war so wunderbar, daß mir eine kleine Träne im Auge stand. Ich plumpste auf das Bett und schaute aus dem Fenster.

Atmen. Genießen. Frieden finden. Pures Glück!

Ich lauschte den Vögeln, dem Wind und blickte nachts in die Sterne – das Fenster auch bei wenigen Grad Außentemperatur weit geöffnet.

Da es sich um eine Nichtraucherhotel handelt, muß man deswegen nicht nach speziellen Zimmern fragen.

Viele Zimmer haben Lehmputzwände und wurden mit einer Kaseinfarbe gestrichen. Diese Farbe habe ich selber damals in meiner Düsseldorfer Wohnung verwendet und gut vertragen.

In den neusten Bauten wurde mit einheimischem Seegras gedämmt.

Die Böden sind entweder mit Natursteinen gefliest, mit Holzdielen beplankt oder mit Wollteppichboden bezogen.

Die Holzdielen werden wohl größtenteils mit Auro Hartöl behandelt, was ich persönlich von der Zutatenliste her nicht so extrem gesund empfinde, aber ich bin als MCSlerin natürlich besonders kritisch.

Die Textilien

Die Teppichböden werden nicht verklebt und sind entweder aus reiner Schurwolle oder Sisal.

Für mich sehr spannend: Nachdem sich mein System in der baubiogisch perfekten Umgebung schon ziemlich beruhigt hatte, merkte ich, daß mein Nervensystem beim Übertreten vom Holzboden-Zimmer in ein Wollteppich-Zimmer noooch ruhiger wurde. Dabei mag ich Teppich aus hygienischen Gründe und wegen Stauballergie gar nicht.

Egal wie: mir ging es in beiden Bodenvarianten super! Das war nur eine (reproduzierbare) Nuance, die mich selbst erstaunt hat. Gäbe es “Wetten, daß” noch, wäre ich eine geeignete Kandidatin.

Die anderen Textilien wie z.B. Vorhänge oder Tischdecken, sind vor allem aus Baumwolle, Leinen oder Seide.

Gewaschen werden die Textilien des Hauses mit dem ökologischen Waschmittel Taxat oder Produkten der Reihe Bioveda der Firma KAJ. Ich habe nichts Parfumiertes gerochen an der Bettwäsche, doch da sind wir ja alle unterschiedlich empfindlich. Da ich sowieso nur mit eigenem Kopfkissen verreise, hatte ich auch nicht nonstop die Nase direkt am Stoff.

Die Betten

Die Betten sind metallfrei und aus massivem Natur-Holz mit chemiefreiem Öl gepflegt. Die meisten Matratzen bestehen aus Naturlatex.

Die Kopfkissen sind aus Schafwolle in Bioqualität, die Bezüge aus unbehandelter Baumwolle. Auf Nachfrage sind Allergiker- oder Dinkelkissen erhältlich.

In einigen Zimmern stehen Bettsysteme von Hüsler Nest und Coco-Mat. Sie enthalten u.a. Kokosfasern und Naturkautschuk. Da Betten etwas variieren, ist es am Besten, telefonisch vorher nachzufragen, in welchem Zimmer ein Bett steht, das man voraussichtlich gut verträgt.

In meinem Zimmer und den anderen Zimmern im Haupthaus, in die ich hinein schauen konnte, waren normale “Kontinentalbetten”, also mit Lattenrost und Matratze.

Für mich war die Matratze viel zu hart, aber das passiert mir eigentlich überall, wo kein Boxspringbett mit weichem Topper steht. Deshalb reise ich nur noch mit meinem eigenen Topper.
In anderen Zimmern stehen Boxspringbetten.

Die kaum vorhandene Strahlung

Ganz wunderbar ist der Netzfreischalter in den Zimmern: sobald man den letzten Stromverbraucher – z.B. die Nachttischlampe – gelöscht hat, stellt sich automatisch der gesamte Strom im Zimmer aus. Die niederfrequente Strahlung ist dann als nicht mehr vorhanden. Ich habe die positive Wirkung sofort gemerkt.

An hochfrequenter Strahlung gibt es im Haus nur eine Quelle: einen Router unter einem Saal neben den Speisesälen. Dadurch hat man in diesem Saal und – in sehr schwacher Form – auch in Zimmer 16 des Gutshauses etwas WLAN. Ansonsten aber keines. Ganz, ganz klasse!

Mein Gehirn, das zuhause immer von den vielen WLANS meiner Nachbarn auf Dauerlauf eingestellt ist, kam zur Ruhe. “Meine Base war gechillt”, wie die Jungspunde sagen würden. Ich war dermaßen gechillt, daß ein Freund von mir am Telefon meinte, daß er mich so noch nie erlebt habe.

Sonst wäre ich hektisch beim Reden, gestreßt, verzweifelt, unter Druck. Hier völlig piano. Weil mein Hirn eben nicht konstant erhitzt ist und rast wie Irre. WLAN fühlt sich für mich nämlich immer so an, als würde jemand zwei Stromgeräte an meinen Kopf halten und langsam immer höher drehen.

Mobilfunk kann ein Hotel natürlich schlecht zu 100% ausmerzen, aber der Empfang dort war nicht sehr stark und ein Blick auf die Karte der Mobilfunkstationen der Bundesnetzagentur  zeigt mir die nächste Mobilfunkstation erst in Klütz, also ziemlich weit weg.

Das Essen

Das Essen ist 100% vegetarisch und bio. Vieles aus der eigenen Landwirtschaft oder von Bio-Bauern in der Umgebung.

Serviert wird alles als Buffet, was für Allergiker super ist.

Mittags gibt es eine Suppe, zwei Hauptgerichte, eine Nachspeise und einen kompletten Tisch mit sehr kreativen Vorspeisen und Salaten. Um mal etwas anderes zu schmecken (bei mir kommt es ja auf die Menge an), habe ich hier und da eine Gabel Semi-Verträgliches probiert und war begeistert. Die Köche lassen sich wirklich viel einfallen!

Als Allergene werden ausgewiesen. Gluten, Eier, Erdnüsse, Soja, Milch/Milchprodukte, Nüsse, Sellerie, Senf, Sesam, Sulfite, Lupinen.
Es steht auch immer jemand aus der Küche neben dem Buffet, der einem sehr freundlich alle weiteren Fragen beantwortet.

Ich fand auf dem Buffet auch für mich immer passende Angebote, also ohne Saucen und Gewürze.

Beim Essen gibt es einen Begegnungstisch. Wer alleine reist und Kontakt wünscht, kann sich dort hinsetzen und kommt leicht ins Gespräch. Das klappt aber bei Interesse auch an anderen Tischen.

Die Bäckerei zaubert ganz wunderbare Kuchen und Torten! Viele glutenfrei oder sonstwie befreit. Ich habe mein Zuckerverbot an den Tagen übergangen und mich kugelig gefuttert an Sonnenblumenkernkeksen, die ich vertrug. Einer dieser kugeligen Genüsse ersetzt fast eine ganze Mahlzeit. Man kann durchaus auch in fünf Tagen Gewicht zunehmen. 😉

Die Beduftung

Der einzige Punkt, an dem ich Schwierigkeiten hatte, die ich nicht selber beheben konnte (Flüssigseife am Waschbecken, die etwas duftet, muß man ja nicht verwenden) war das Therapiezentrum mit seinen natürlichen Ölen.

Im Eingangs- und Wartebereich roch es zitronig und im Therapiezimmer leider so enorm nach ätherischen Ölen und auch irgendwie nach Holz, daß ich mich vermummen mußte. Was den Genuß der sanften tibetischen Massage leider etwas geschmälert hat.

Die Heilpraktikerin hatte noch nie von MCS gehört. Hier möchte ich dem Hotel gerne vorschlagen, die Mitarbeiter wenigstens kurz zu schulen über dieses Krankheitsbild.  Infos zur Multiplen Chemikaliensensitivität gibt es zum Beispiel hinter diesem Link.  Oder hier im Blog

Es wäre sehr wertvoll, wenn sich sowieso schon konstant geplagte Menschen auch körperlich und seelisch etwas behandeln lassen könnten.. Eine Möglichkeit wäre, einen Therapieraum konsequent duftfrei zu halten.. Oder anzubieten, die Therapien bei MCS im Hotelzimmer der Patienten stattfinden zu lassen, z.B. mit einer mobilen Massageliege – die selbstverständlich auch keine Duftreste oder Desinfektionsmittel an sich trägt.

Einige Ferienwohnungen liegen in separat stehenden Häusern, was für MCS-Patienten, die auf kleinste Beduftung anderer Gäste reagieren, dann besonders sicher ist

Fazit

Natürlich kann kein MCS-Patient einem anderen vorbehaltlos einen Ort empfehlen, denn jeder reagiert anders. Manche von uns sind ja sogar auf klares Wasser allergisch. Aber ich finde, dieser Ort hier ist schon ziemlich nah dran an dem, was die meisten von uns benötigen.

Es gibt sowohl im Gutshaus selber, als auch in diversen Einzelgebäuden auf dem Gelände und noch etwas weiter weg so viele Unterkunftsmöglichkeiten, die zum Hotel Gutshaus Stellshagen gehören, daß Ihr die jeweilige Ausstattung nach Lektüre der Website unter “Zimmer und Preise” am Besten telefonisch erfragt.

Für mich jedenfalls ist dieses heilsame Refugium ab sofort ein aus Hamburg gut zu erreichender Zufluchtsort, wenn es auf dem Weg zu meiner langfristigen Wohn-Lösung mal wieder alles zu viel wird. Und das ist ein sehr, sehr wertvolles Gefühl!

Hier der Link zum Hotel Gutshaus Stellshagen.

P.S. Dies ist keine Kooperation, für die ich irgendwelche Gelder oder Rabatte erhalte, sondern einfach eine Empfehlung aus vollstem Herzen! Aus juristischen Gründen muß ich als Bloggerin oben darauf hinweisen, weil ich ein Produkt nenne.