Von der Großen Markthalle über den Jugendstil zu Preisbetrachtungen.
Und das alles auf nüchternen Magen.
Die Sonne scheint und läßt das Gemüse in den schönsten Farben leuchten.
Und es ist unglaublich günstig.
Ich überlege kurzfristig, eine Kiste Kürbis zu importieren,
entscheide mich aber im Hinblick auf meinen Singlehaushalt dagegen, bis
Sommer 2011 Kürbis zu essen.
Dann verlasse ich die zauberhaften Metallschnörkelkonstruktionen und
laufe im Jugendstil-Bewunderungs-Zickzack quer durch die Stadt.
Hier ein Hinterhof, dort eine Passage, der Gresham Palast (Four
Seasons), das Boscolo New York Palace Hotel mit seiner berühmten New
York-Bar und die Andrassy-Utca.
Keine offenstehende Haustür ist vor mir sicher.
Fast überall verbirgt sich ein spannender Durchgang zum Hinterhof.
Hier sieht es gleich weniger romantisch aus, als auf den für Touristen instand gehaltenden Standardwegen.
Eigentlich hatte ich erwartet, daß die Preise in Budapest unter unseren liegen.
Ausländische Produkte aber kosten exakt soviel wie in Deutschland.
Wieviele Leute kaufen hier Salamander-Schuhe für 180,- Euro?
Und der Markt wird von ausländischen, vor allem deutschen Produkten dominiert.
Alles, was aus den letzten Jahren stammt, ist eine Kette, die man zwischen Uganda und Nishnij Nowgorod bei jeder Reise sieht.
Nur Lokales oder Selbstproduziertes ist günstig.
So bietet ein Restaurant jenseits der Haupteinkaufsstraße ein komplettes Gericht für umgerechnet vier Euro.
Das wäre prinzipiell zum Hüpfen schön.
Wenn man passionierter Fleischesser ist.
Als würde ich in Argentinien nach Putenfleisch verlangen, lachen
sich die ungarischen Speisekarten über meine vegetarischen Bedürfnisse
schlapp.
Am Ende lande ich bei Vapiano.
Ja, richtig: dieses Vapiano.
Dieses Vapiano rechnet allerdings nicht mit fremdsprachigen Gästen.
Die Karte ist auf Ungarisch.
Ich identifiziere Tagliatelle alla Puttanesca.
Damit hat sich ein angehender Lebensabschnittsmann einst erfolgreich in mein Herz gekocht.
Der Koch wirft Sardellen in die Pfanne.
Lecker!
Und Tintenfisch.
Tintenfisch??
Gehört dieses Ekel-Geglibber in Budapest dazu?
„No, no!“, fuchtele ich verzweifelt vor ihm herum.
„Not this? Can take out“, sagt er.
Ich strahle ihn dankbar an.
Er dreht sich um und sortiert hingebungsvoll meine ungewollte Zutat in den Müll.
Als er mit der Pfanne zurückkommt, sind die Sardellen verschwunden.
Er lächelt stolz.
Auf meinem Teller jubelt der Tintenfisch.
Ich nicke gequält und gehe zum Tisch.
Am Ende esse ich Tagliatelle mit Oliven und Tomaten.
Nur teurer.