August in Stockholm bedeutet zweierlei:
Das traditionelle Krebsfest „kräftskiva“ und eine Verdopplung der Einwohnerzahl.
Sukzessive kehren die Stockholmer aus ihrer mehrwöchigen Sommerzeit zurück.
Es ist so wunderbar ruhig hier zur Zeit, hatte meine Freundin noch vor zwei Wochen geäußert.
Was hast Du gesagt?, fragte ich und blickte der vorbeidonnernden Linie 4 hinterher.
Ruhig ist es, schrie sie zurück. Alle weg.
Wie kontemplativ mein 40qm-Büdchen eigentlich war, merke ich erst jetzt.
Geradezu ausgebombt schien die Durchgangsstraße vorher.
Im Vergleich.
Jetzt springen sie wie Popcorn aus den U-Bahnen, quetschen sich auf die ächzenden Rolltreppen und ergießen sich über die befahrenen Straßen.
Kräftskiva, das traditionelle Krebsessen
Einige Tage später flattert mir eine Einladung zu einer Kräftskiva ins Haus.
Ich freue mich!
Zehn Gäste aus drei Nationen, also wird an dem Abend Englisch gesprochen.
Die Gastgeberin hat den Tisch liebevoll gedeckt.
Große Krebse türmen sich in diversen Schüsseln, Servietten mit Krebsfest-Deko und Liedtexte fürs gemeinsame Singen liegen bereit.
Meine letzte Kräfskiva ist viele Jahre her.
Also gibt mir der Gastgeber freundlicherweise einen Crash-Kurs im Auffinden der besten Teile des fulminanten roten Tiers.
First you have to pull his legs apart.
Put your mouth in the middle and then suck.
The juice coming out tastes delicous.
So, so.
Ich ziehe meine linke Augenbraue hoch.
Aber er wiederholt die Erklärung, ohne mit der Wimper zu zucken.
Nun weiß ich: Schweden äußern keine zweideutige Bemerkungen.
Sie mögen sie auch nicht.
Deartige Scherze landen ohne Umweg im Vergeigter-Witz-Nirwana.
Davon können wir Expats alle ein Liedchen summen.
Ich kann es mir dennoch nicht verkneifen.
I don’t do that in public.
I’m a lady.
Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzw..…
Seine Verlobte lacht lauthals los.
Aber sie ist ja auch Halbspanierin.
Der Rest am Tisch schließt sich an.
Schwein gehabt.
Fürs Protokoll: sehr salzig die hochgelobte Flüssigkeit.
Schmeckt wie Brackwasser.
Aber man muß ja alles mal ausprobieren im Leben.