„Ich bin kein Single mehr!“, flötet es aus dem Telefonhörer. Es ist Anja, 38, Senior Special Private Equity Merchandising Marketing Manager. Oder so.
Als ich in den Urlaub fuhr, war Anja noch Single.
Das war vor einer Woche.
Dann hat sie sich ein Profil im Internet gebastelt.
Offenbar mit Erfolg.
Zumindest quantitativ: der Mann hat vier Kinder.
Alleinerziehend und vier Kinder!
Über einen gebrauchten Mann mit eigener Kindertagesstätte hätte sie vor zehn Jahren noch schallend gelacht.
Vielleicht auch noch vor fünf.
Jetzt nimmt sie, was sie kriegen kann.
Vermehrungswütige Enddreißigerinnen müssen nehmen, was sie kriegen können.
Das ist eine Art Ladenschlußgesetz.
Es verdirbt die Marktpreise für uns Nicht-VEs.
Männer Ende 30 blühen auf.
Die, die auf dem Schulhof den Mädchen nicht mal dann die Sporttasche tragen durften, wenn sie sie über den Kopf zogen, gebärden sich wie George Clooney.
Beim Gehen schieben sie ihre Lenden nach vorne.
Mit jedem Schritt raunt die Hose „Cojones, cojones“.
Sie fragen im ersten Chat, wieviel Kilo die Frau am anderen Ende der Tastatur wiegt.
Dabei glauben sie, alles über 45kg wäre adipös.
Sie lesen zu viel „In Touch“.
In ihren Suchanforderungen steht maximal 1,80m und maximal 50 Kilogramm.
Frauen, die bei 1,80m Köpergröße 50kg wiegen, können vor Schwäche nicht mehr denken.
Vielleicht spekulieren die Profilschreiber genau darauf.
Dann wären sie doch nicht so dumm.
Analphabeten, Bauer-sucht-Frau-Überbleibsel, Crackdealer: für alle gibt es plötzlich einen Markt.
Nur nicht für die Zeugungsunfähigen.
Der Rest kann sich aufführen wie er will.
Oder wie er kann.
Meist ist das dasselbe.
Er vergißt die sechs Kinder zu erwähnen, für die er entweder keine (fieser Typ) oder viel Alimente (armer Typ) zahlt?
„Er hat doch so viel um die Ohren.“
Hauptsache, er atmet.
Wenn ich das erfolgreiche Halali verkündet bekommen habe, streiche ich die Tage im Kalender ab.
Nach durchschnittlich 78 Tagen steht das Kaffeetrinken mit dem verklärten Blick an.
Nicht meinem.
Dem von der komplett ganz völlig ungeplant schwangeren vermehrungswütigen Enddreißigerin mir gegenüber.
„Das versteh ich gar nicht“, beteuern mir Frauen, die utopisch hohe Gehälter für die Berechnung komplexer Risikokreditgeschäfte beziehen.
In zwei Jahrzehnten Sex davor ist das nicht passiert.
Jetzt blickt die betagte Eizelle auch schon auf bessere Zeiten zurück, plant genüßlich ihre Altersteilzeit und schwups:
Kommt ein Schwarm orientierungsloser Nullfüßler des Weges und schafft die feindliche Übernahme.
Alles ganz ohne Staatshilfen.
Da wird manches DAX-Unternehmen blaß vor Neid.
Das Leben ist ein Mysterium.
Halten wir die gute Nachricht fest: Anja ist kein Single mehr.
Wollen wir hoffen, daß er lange atmet.