Irgendwas fehlt hier noch… |
Nun ist es ja nicht so, als hätte ich parallel zu den Regalkaufumtauschkaufumtauschaktionen nicht noch zehn andere
Umbau-Themen.
Die Tapete zum Beispiel.
Sie erinnern sich?
Die Tapete würde ich gerne an der Wand haben.
So gerne, daß ich jeden Abend minutenlang in der Arbeitszimmertür stehe
und mir vorstelle, wie hübsch sie dort aussähe.
Nun traue ich mir grundsätzlich sämtliche Handwerkertätigkeiten zu,
befinde aber, vielleicht doch eher auf das Grobe spezialisiert zu sein.
Hämmern, Sägen, Bohren, Auto reparieren, Schrauben.
Vor dieser fein gezeichneten Tapete habe ich Respekt.
Zu allem Übel ist der Untergrund geriffelt.
Mein Vermieter fand nämlich, daß es reicht, die alte Tapete zu
überstreichen.
Mein Vorgänger in dieser Wohnung hat ja auch nur vierzig Jahre
hier gelebt.
Da ist so eine Tapete schließlich noch wie neu.
Ich erzähle einem schmucken Date von dem Dilemma.
Obwohl wir mangels gleicher Intentionen nicht weiter daten wollen,
bietet er an, mir zu helfen.
Das finde ich nobel.
Es gibt sie noch, die guten Männer.
Dann hat der gute Mann keine Zeit.
Er muß sich erst scheiden lassen.
Das halte ich für einen triftigen Grund.
Als er damit fertig ist, werden seine Wochenendkinder krank.
Danach er.
Dann der Streß im Beruf.
Die Wochen vergehen, meine Sehnsucht wächst.
Nach der Tapete.
Ich habe mal einen klugen Satz gelesen:
Man soll Männer nach dem beurteilen, was sie tatsächlich machen.
Erscheint mir zunehmend sinnvoll.
Mann Zwei erscheint auf der Bildfläche.
Auch er will helfen.
Ist klar.
Während ich naiverweise darauf hoffe, daß noch ein Tapetenwunder
geschieht, übermannt mich zu Beginn des Jahres “Die Erkältung 2012”.
“Die Erkältung 2012” unterscheidet sich von anderen dadurch, daß sie
nicht mehr verschwindet.
Nie nie mehr.
Seit Monaten kenne ich nur noch Leute, die damit herumhantieren.
So eine Erkältung hat natürlich den Nachteil, daß man weniger
streßresistent ist.
Ich auch.
Meine Arbeitstage verbringe ich schniefend vor dem PC.
Um mich herum ein Durcheinander aus Möbeln ohne Zuhause und Kram aus
Möbeln ohne Zuhause.
Erwähnte ich, daß ich eine aufgeräumte Wohnung schätze?
Zwischendurch liege ich komplett im Bett.
Da macht der stundenlange Blick auf sein Wohnungschaos natürlich noch
mehr Freude.
Kaum bin ich mal drei Tage gesund, treten meine Freundin aus Frankfurt
und ich zum Streichen meines Ex-Arbeitszimmers-Neu-Schlafzimmers an.
Die Farbe habe ich zuvor auf Migräne-Tauglichkeit getestet: ein Brett
gestrichen und neben das Bett gestellt.
Zusätzlich stand eine kleine offene Schüssel
voller Farbe auf dem Nachttisch.
Nichts Schlimmes passiert.
Noch nicht…