Mein dritter “Sommer in Stockholm” hat begonnen.
Nach zwei Wochen, in denen ich vor lauter To Do-Listen im Kopf keine Nacht mehr als vier Stunden schlafen konnte, fiel ich gestern Nachmittag wie ein überfahrener Frosch aufs Bett meines neuen Domizils.
Schön ist es hier!
Das sollte es aber auch sein bei dem Preis..
Die Wohnung gehört einem Fotografen, was in der Regel ein Qualitätsmerkmal für erlesen-durchdachtes Wohnungsdesign ist.
Fällt in die TOP1-Kategorie meiner Wunschvermieter: Designer, Fotografen, homosexuelle Männer.
Also die Herren, bei denen ich bisher die schönsten Wohnungen erlebt habe.
Kann vermutlich nur von einem homosexuellen Designer oder Fotografen getoppt werden.
Das wären dann die Black Card-Holder in meinem persönlichen Vermieterranking.
Viele Frauen neigen ja dazu, ihre Wohnung totzudekorieren.
Bis ich das ganze Gepussel in den kaum vorhandenen Stauraum gequetscht habe, vergeht ein halber Tag.
Vom Kleiderschrankinhalt ganz zu schweigen.
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Und dazu überall Decken, Kissen, Urlaubsfotos, Kinderbilder..
Wenn man selbst darin wohnt, ist das vertraut.
Aber was dem einen vertraut ist, nimmt dem anderen die Chance, sich heimisch zu fühlen..
Ich fühle mich am Wohlsten, wenn die klassischen Homestaging-Kriterien erfüllt sind:
puristisch, designt, [RUMMMS] aber nicht persönlich.
Zurück zur Wohnung.
Ich schlage also meine Augen auf und blicke auf eine kleiderschrankgroße Deckenlampe.
Kurz bin ich irritiert, denn bei mir zuhause hängt ein – wie soll es anders sein – weißes Lichtdingens.
Dann erinnere ich mich, wo ich bin und freue mich.
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Das Schlafzimmer ist für deutsche Verhältnisse normal, für Stockholmer Verhältnisse ein Palast.
Es gibt hier tatsächlich Apartments, die kaum größer sind.
Noch mehr freue ich mich, als ich die Balkontür öffne und auf den von hellgelben Altbauten umrahmten Innenhof schaue, der die Wohnung wunderbar vom Trubel vor der Tür abschirmt.
Und noch, noch mehr freue ich mich, als ich die ziselierte Altbautür zum Wohnraum öffne.
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Ein hundertjähriger Dielenboden, weiß gekalkt.
Unendlich hohe Decken mit Stuck.
Tiefe Fensternischen mit liebevoll geschnitzten Holzfasssungen – zum Niederknien!
Und an der Frontwand eine weiße Lackküche.
Im Raum selbst nur eine sofaähnliches Designliege, ein schmaler Schrank und ein großer weißer Eßtisch, mein Arbeitsplatz für die nächsten zwei Monate.
Dazwischen: Platz!
Luft!
Ein Luxus in dieser an Wohnraum knappen Stadt.
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Nur [RUMMMS] einen Haken scheint sie zu haben: die schwere, zentrale Haustür, durch die zig Bewohner ein- und ausgehen, ist weder gebremst, noch isoliert.
Alle drei Minuten falle ich hier vor Schreck vom Stuhl.
Kommt aber wahrscheinlich nicht so gut, wenn ich mich gleich mal mit Schraubenzieher und Isolierband ans Werk mache…
Und wenn ich mir für 3 Uhr nachts einen Wecker stelle und heimlich..? 😉
P.S. Das Haustürtosen höre ich seit zwei Stunden nicht mehr.
Der Nachbar über mir hat seine Stereoanlage aufgedreht..
Könnte ich bitte nochmal nur die Haustür haben? 😉