Stockholm Station 6: Ende gut, alles gut

 

Nach einigen Tagen war ich dann ausreichend motiviert geschlaucht, um eine neue Suche als kleineres Übel anzusehen. Wie das eben so ist mit Pest und Cholera.

Fündig wurde ich mal wieder im Süden. Ich liebe den Süden Stockholms, besonders Södermalm, Midsommarkransen und Aspudden. Interessanterweise teilt sich die Wohnwelt hier in Süd- und Nord-Fans. Während ich nie in Solna, Sundbyberg & Co. wohnen möchte, ja, nicht einmal der Ecke Odenplan etwas abgewinnen kann, finden Nord-Fans die prenzelbergartigen Südecken uninteressant.

Hägerstensåsen ist ein friedlicher, unspektakulärer Wohnvorort auf der roten Linie Richtung Fruängen.

Die Häuser sehen hier größtenteils so aus:

Der Weg von der Tunnelbana ist deshalb so monoton, daß man schon auf die Hausnummer achten sollte. Sonst latscht man wie Frau E. auch einmal in den falschen Eingang und wundert sich, daß der Türkod nicht funktioniert.

Diesmal hatte ich wirklich Glück: die Wohnung, bei der ich antanzen durfte, ist ein Träumchen. Ruhig, sauber, groß, designt, puristisch, mit phantastisch bequemem Luxusbett.
Und der allerbeste Pluspunkt: Ich bekam sie auch.

Alle guten Dinge sind also nicht drei. Sondern sechs. Oder sex, wie es auf Schwedisch heißt. Aber das ist dann wieder ein anderes Thema.

Und hier wohne ich seit nunmehr sechs Wochen höchst zufrieden:

Ich liebe graue Wände!

Genau HIER sitze ich gerade und schreibe Euch

Zwei besonders schöne Highlights dieser Wohnung: die zwei Fenster in der Küche gehen zu einem kleinen Wald hinaus.

Einem Stadtkind wie mir gibt das die Illusion, mitten in der Natur zu leben. Als Bäumerauschfreak ein besonderes Feature.

Die zweite große Freude erlebte ich beim Öffnen des Geschirrschranks. “MEINE” Ittala-Teller!

Normalerweise reise ich nämlich immer mit einem von ihnen. Design muß sein. Nun paßte der Teller aber partout nicht mehr in das Minimalgepäck für diese Tour.
Als hätte der liebe Immobiliengott mich für all das Elend belohnen wollen, kann ich hier nun täglich genauso stilvoll essen, wie zuhause auch.

Und was lernen wir aus der ganzen Geschichte?
Ob mit einem halben Bein oder dem Kopf unterm Arm: wenn man etwas wirklich will – also so richtig und nicht nur sofapupsend dahin geredet – erreicht man das auch.

Es kostet Mühen.
Es kostet Tränen.
Es kostet Nerven.
Es kostet Geld.

Aber es bietet auch:

Erfahrungen
Selbsterkenntnis
Grenzerweiterung
Tolle Eindrücke
Neue Kontakte
Abenteuer

Kurz: LEBEN
Und das ist es doch, was am Ende aller Tage zählt.