Die Wohnungsübergabe: daran würdest Du blind erkennen, ob Du bei einem Mann oder einer Frau mietest

Welches wohl mein Fach ist? 😉

Also ich wohne ja am Liebsten in möglichst puristischen Wohnungen. Persönlichkeitsneutral sozusagen. Mir fällt es schwer, zu entspannen, wenn mich an jeder Ecke das Baby des Hauses angrinst. Ich brauche nicht detalliert zu wissen, was in dem Bett, in dem ich künftig nächtige, sonst so stattfindet. Und die Abführtabletten meines Vermieters müssen auch nicht prominent in der Küche stehen.

So lande ich oft in Männerwohnungen. Dafür nehme ich gerne in Kauf, meine Tage neben einem an der Wand montierten Rennrad zu verbringen. Männerwohnungen sind absolut nicht schmutziger als
Frauenwohnungen. Da muß ich mal eine Lanze für die Herren brechen.

Einen Unterschied habe ich allerdings feststellen können: beim Einzug. Du stehst etwas unorientiert mit Deinen
Koffern in der fremden Wohnung herum und dann beginnt die Führung.

Frau als Vermieterin

Ich habe Dir hier die fünf Fächer im Schrank freigeräumt. Und damit nichts Wichtiges knittert, sind hier noch Bügel zum Aufhängen von Kleidern.
Das Bett
ist frisch bezogen. Der Herd hat manchmal Macken. Du mußt gleichzeitig
gegentreten und den Regler drehen. Benutze am Besten nur die rechte
Herdplatte. Das Duschwasser wird leider nach fünf Minuten kalt. Tut mir
total leid. Ich hab da schon angerufen. Der Kühlschrank ist ganz Deiner und
im Gefrierfach sind die obersten Schubladen für Dich.

Damit Du
nichts vergißt, habe ich Dir hier das Wichtigste aufgeschrieben
(raaaatsch, sie breitet 17 DIN A4-Seiten vor mir aus). Du kannst auch
jederzeit meine Mama, Oma, Schwester, Onkel kontaktieren, wenn mal was
ist. Den Zweitschlüssel hat meine Schwester etc.

Mann als Vermieter

Hi! (Orientierungsloser Blick nach dem Motto: Was macht die Frau mit den Koffern auf meiner Fußmatte? Ach ja….)
Ich zeig Dir mal alles. Also hier ist der 10MBit-Netgear-Router. Das Paßwort ist f319utg%6mw. Kannst Du Dir das merken oder soll ich das aufschreiben?
Apple TV-Anschluß gibt es auch.  (Mann rupft eine von 20 Fernbedienungen vom
Wohnzimmertisch). Du mußt erst hier oben XY drücken, dann geht TV1 auf on,
dann (wurschtel, nächste Fernbedienung)  hier auf F2 und gleichzeitig Grün.

Mit Apple TV und Netflix hast Du 500.000 Kanäle. Genial oder? Da laufen super
Filme. Kannste den ganzen Tag schauen. (Exakt dafür ziehe ich hier ein.)

Zum Spielen (Spielen?!) hab ich
auch noch ne Konsole (verschwindet kopfüber unterm Sofa). Hier, wenn Du
(Fernbedienung Nr. 5 und 6) erst hier J5 drückst und dann Pfeil, kannst Du
XY spielen.
Dolby Surround in allen Räumen. (Jetzt beeindruckt schauen!)
Und im Bad.. (Wir rennen ins Bad) Er zeigt zur Decke:
Subwwofer, eingebaut. Und Dimmer!

OK. Ja. Danke.
Und wo lege ich mich hin zwischen den 600 Filmen?
Ach so. Ja. Hier ist das Schlafzimmer.
Fein.
Und wo bringe ich denn meine Kleidung unter.
Ach so. Ja.
Mann geht zum Schrank. Öffnet die Tür. Ein Pfund zusammengeschrubbelter Baumwollsachen plumpsen auf den Boden. Null Platz.
Mach Dir einfach so viel Platz wie Du brauchst. Fühl Dich wie zuhause. (Zuhause wäre der Kram gefaltet).

Bett?
Hier.
Und?
Ach so, hatte keine Zeit, zu beziehen (Mußte 20 Fernbedienungen nach
Größe sortieren). Auf der Leine findest Du Bettwäsche (Auf der Leine
hängt etwas, das aussieht, als wäre es 40x durch den Ganges gezogen
worden.)
Hm. Ok. Ja. Tack.

Mann geht in die Küche. Reißt wahllos Schränke auf und zu. Alles voll.
Überall. Krümel rieseln fröhlich auf die Herdplatten runter.
Mach Dir ruhig Platz. Kannst auch alles aufessen.. (Geile Idee. Mindesthaltbarkeitsdatum 2008. So was kenne ich).
Hm. Ok. Ja. Tack.

Wen erreiche ich, wenn mal was ist?
Hab mein Handy immer dabei.
Du bist in Australien.
Ja, kannst aber ruhig anrufen. Das stört mich nicht.
Mich aber.
Wieso?
Zeitverschiebung?!
Ach ja, stimmt. Ich könnte mal meinen Bruder fragen.
Gute Idee! (Du HÄTTEST vor einer Woche Deinen Bruder schon mal fragen können).

Männer und Frauen setzen eben doch unterschiedliche Prioriäten im Leben. Mir sind natürlich auch schon wohlorganisierte männliche Vermieter begegnet, die ihre Sachen superhübsch falten und so aufgeräumt sind, daß selbst ich Panik habe, etwas optisch zu runieren. Und Frauen, die nicht an alles vorausschauend denken.
Die restlichen 97% aber..