7 Gründe, Hamburg zu lieben

Wie die “älteren” Leser unter Euch wissen, war der Umzug nach Hamburg ein gesundheitlicher, lange strategisch ausgetüftelter Kompromiß zwischen meinen beiden Herzensheimaten: Mein Ästhetikherz gehört Stockholm und mein Heimatherz Nordrhein-Westfalen. Hamburg war mir nahezu unbekannt.

In den ersten Wochen war es wirklich hart: Ich fühlte mich angesichts der Größe dieser Stadt wie ein gerupftes Huhn, das man in einen tosenden Ozean geworfen hat. Wie sollte ich dieses riesige Geflecht aus zigspurigen Straßen und unendlich vielen Stadtteilen jemals verstehen? Für jemanden mit dem Orientierungssinn eines Bürostuhls schier unvorstellbar.

Inzwischen lache ich über das gerupfte Huhn aus den ersten zwei Monaten. Und habe Hamburg total ins Herz geschlossen. Und das, obwohl ich durch das Thema Wohnungssuche bisher keine Zeit hatte, einmal wie eine Touristin gemütlich durch Hamburgs schönste Ecken zu schlendern.

Dennoch: Ich bin sehr glücklich, hier zu sein!
Warum?

 

Das großartige Klima

Die Luft, die Luft, die Luft. Erwähnte ich die Luft?

Seitdem ich in Hamburg lebe, habe ich wieder “ganz normal” chronische Migräne und clusterartige Schmerzen. Aber nicht mehr nonstop. Nicht rund um die Uhr, ohne jemals auch nur eine klitzekleine Sekunde befreit zu sein von dieser metallenen Dornenkrone, die sich in Düsseldorf elf lange Jahre lang in meinen Kopf gefräst hat. Jede. Einzelne. Sekunde.
Diese Schmerzlücken sind wunderbar! Für diese Schmerzlücken gebe ich alles, mache ich alles, ertrage ich alles.

Und ich kann atmen. Einfach so. Ohne bei jedem Atemzug das Gefühl zu haben, nur die Hälfte von dem in meinen Körper zu bekommen, was er dringend benötigt. Ich schnappe nicht mehr ständig nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. Bei knapp 20.000 Atemzügen, die wir täglich machen, ein toller Gewinn!

“Normale” Hamburger schütteln nun sicherlich den Kopf: Ist sie denn irre? Sie mag die dreckige Luft unserer Großstadt? Mir ist schon bewußt, daß die Luft hier bei weitem nicht so rein ist, wie beispielsweise an der Ostseeküste. Mich plagt aber vor allem das Klima und nicht die Dreckspartikel. Wer im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen ist, lächelt müde über ein paar Tonnen Schiffsruß hier und dort.

Die sympathischen Menschen

Oh je, oh je, willst Du Dir was wirklich antun?, wurde ich vor meinem Umzug ständig gefragt
Warum?
Na, die Hamburger sind doch so verschlossen. Das macht bestimmt voll depri.

So können nur Leute reden, die noch nie versucht haben, in Stockholm Anschluß zu gebürtigen Schweden zu bekommen. Im Vergleich dazu sind die Hamburger Brasilianer.

Ich bin bisher nur netten und offenen Menschen begegnet. Kein einziges Mal dachte ich: Jesses, das dauert aber hier mit den Antworten. Bereits jetzt habe ich viele supernette Kontakte und fühle mich verdammt gut aufgehoben.

Und daß man nicht nonstop ungefragt in Bus und Bahn vollgetextet wird, wie im Rheinland, ist oft auch höchst entspannend.

In Hamburg kommt jeder mal vorbei

Als ich wegen der Mietpreise zwischen Bremen und Hamburg schwankte, wies mich eine Freundin auf einen wesentlichen Grund für Hamburg hin: meine vielen in Deutschland und der Welt verstreuten Freunde. In Hamburg kommt jeder mal vorbei. Sei es beruflich oder auf der Durchfahrt oder weil die Stadt selbst eine Reise wert ist. Und es ungemein praktisch ist, jemanden dort zu kennen, bei dem man kostenlos wohnen kann.

Und sie hatte recht!
Selten hatte ich in kurzer Zeit so viel Besuch wie in den bisher 3,5 Monaten hier in Hamburg. Mein Gästebett ist regelmäßig ausgebucht und ich freue mich wie ein Keks, Freunde von nah und fern zu sehen.

Diese Stadt wird mir nie langweilig werden

Geist und Körper sind bei mir in einem ständigen Konflikt: was dem Körper guttut, läßt den Geist leiden. Und umgekehrt. Wenn es nach meinem Kopf ginge, würde ich mal in New York leben, mal in London, mal sonstwo auf der Welt. Vielleicht wäre ich Reisebloggerin.

Wenn es nach meinem kranken Körper ginge, würde ich in der Pampa Mecklenburg Vorpommerns ein völlig reizfreies, gesundes Holzhäuschen beziehen und es nie wieder verlassen, bis ich das Zeitliche segne. Das Zeitliche würde ich dort aber bereits nach fünf Tagen segnen. Denn ich brauche Lebendigkeit im allernächsten Umfeld. Weiter komme ich ja meist nicht.

Hamburg ist so groß und vielseitig, daß es in meinem Energiezustand Jahre dauern wird, bis ich alles einmal erforscht habe. Und das ist gut so. Wenn ich hinten fertig bin, kann ich vorne wieder anfangen. Denn diese schöne Stadt verändert sich ständig. Wunderbare Aussichten.

 

Jugendstil

Mein größter optischer Fetisch neben schönen Männerschultern und Autofelgen ist Jugendstil-Architektur. Ich könnte mich auf ein Höckerchen setzen und einfach nur schauen. Stundenlang. Ganze Städtereisen habe ich früher einzig in den Jugendstil-Stadtteilen der jeweiligen Metropolen verbracht.

Hamburg ist Jugendstil satt. Ich habe noch nie so viele schöne Gebäude auf einmal gesehen. Mein Bedürfnis nach Ästhetik wird hier rund um die Uhr aufs Beste befriedigt. Bei schönem Wetter sogar doppelt: dann joggen die schönen Männerschultern durch Jugendstil-Alleen. Ich hätte es schlimmer antreffen können.

 

Mein geliebter Clas Ohlson

Auf diesem Planeten kenne ich nur einen einzigen Laden, in dem ich freiwillig und gerne einkaufe. Mein Freund Clas Ohlson. Clas bietet exakt die Produkte, die mich interessieren: technische Gadgets, Elektronik, Heimwerker-Artikel und viele praktische Dinge, die den leidigen Haushalt erleichtern. Das alles auch noch zu einem guten Preis und in schlichtem skandinavischen Design.

Ja, mein Herz gehört Clas. Ich habe es in Stockholm noch nie geschafft, ohne mindestens einen Neuerwerb, das Land zu verlassen. Wie groß war die Begeisterung, als ich Filialen in Hamburg entdeckte! Für mich ein klarer Pluspunkt mehr auf meiner I love Hamburg-Liste.

Wasser

Es gibt doch nichts Schöneres, als am Wasser zu sitzen. Wasser gibt es hier viel. Meistens von oben. Oft auch von der Seite. Aber vieles davon plätschert auch kontemplativ vor sich hin in kleinen Kanälen und Armen der Alster. Hübsche Uferplätze laden zum Sitzen und Genießen ein. Darauf freue ich mich schon!

Vorher aber habe ich ein fulminantes Problem zu lösen. Wie Tausende anderer auch, eine passende Wohnung zu finden. Denn meine aktuelle Zwischenmiete läuft bald aus. Mit meinen krankheitsbedingten special needs ist die Suche ganz besonders kompliziert.

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Vielen lieben Dank!  Vielleicht kann ich dann schon bald über die nächsten Gründe, Hamburg zu lieben, bloggen.